Renaturierung: Die Donau bekommt ihren Arm zurück
Von Teresa Sturm
Für jene, die die Debatte um das Renaturierungsgesetz nicht näher verfolgt haben, mutet es vielleicht ein wenig merkwürdig an: Die ÖVP Niederösterreich informierte dieser Tage zu mehreren Renaturierungsprojekten bei einer Schifffahrt auf der Donau – und das kurz nachdem man sich gegen ein Gesetz ausgesprochen hat, wodurch geschädigte Ökosysteme und Lebensräume revitalisiert werden sollen. Die schwarz-grüne Koalition ist seither in der Krise.
Stephan Pernkopf, Landeshauptfrau-Stellvertretern (VPNÖ), sieht das Projekt in Petronell aber als Beispiel dafür, warum es das Renaturierungsgesetz in dieser Form nicht braucht. Man setze seit 20 Jahren solche Maßnahmen in Niederösterreich um, so sein Argument.
„Wenn hier ein Projekt entwickelt wird, dann arbeiten die Wissenschafterinnen und Wissenschafter mit. Es macht keinen Sinn, etwas Theoretisches vorzuschreiben. Da wird von oben etwas angeordnet, das hier vor Ort keinen Zusammenhang mit der Praxis hat“, so Pernkopf. Man handle bereits ohne Vorgaben aus Brüssel richtig und wolle kein Diktat. Durch das Gesetz befürchtet er eine „Überbürokratisierung“.
Gemeinsame Renaturierung des Nebenarmsystems
Als Beispiel dafür, wie gut man in Sachen Revitalisierungen bereits unterwegs ist, präsentierten die Verantwortlichen das Projekt in Petronell-Carnuntum (Bezirk Bruck an der Leitha). Denn dort haben sich die Verantwortlichen des Nationalparks Donauauen, der EVN Wasser und der viadonau auf die gemeinsame Renaturierung des Nebenarmsystems verständigt.
Mehr Platz für Fische
Laut Hans-Peter Hasenbichler, Geschäftsführer der viadonau, wird dadurch auch Fischen mehr Platz zum Laichen gegeben. Und sollte es zu einem Hochwasser kommen, können mehrere Ein- und Ausströmbereiche „für zusätzlichen Durchfluss sorgen“, heißt es.
Doch das Projekt wird sich laut den Verantwortlichen auch positiv auf das Grundwasser auswirken. Franz Dinhobl, Geschäftsführer der EVN Wasser, erklärt die Hintergründe: Der Grundwasserspiegel soll durch das Projekt steigen, weil mehr Wasser in den Grundwasserbegleitstrom eingeleitet wird. Das bedeute auch mehr Trinkwasser für die Menschen in der Region.
Finanzminister Magnus Brunner (ÖVP) war bei der Projektpräsentation dabei. Mitfinanziert sollen die Maßnahmen von der EU mit rund 20 Prozent werden. Insgesamt sollen sich die Kosten auf 4,3 Millionen Euro belaufen. Diese werden von der Wasserstraßengesellschaft des Bundes, viadonau und der EVN Wasser gestemmt.
Großes ökologisches Potenzial
Das Nebenarmsystem Petronell ist eines der größten und wichtigsten Nebengewässer der Donau in der freien Fließstrecke östlich von Wien. Vor allem das ökologische Potenzial ist laut viadonau bedeutend.
Das Schutzgebiet, die Fläche zwischen dem Hauptarm und der Donau, wurde bereits im Jahr 2018 erweitert. Zuvor wurde der Arm im Jahr 1890 vom Hauptstrom abgetrennt. Durchströmt wird das Gebiet allerdings mittlerweile nur noch bei Hochwasser.
Wann genau mit der Renaturierung der Petroneller Au begonnen werden kann, ist allerdings noch unklar. Bei der viadonau rechnet man mit Anfang 2026. Die behördliche Einreichung soll mit Ende 2024 starten.