Raubüberfälle sollten Drogen, Reisen und Partys finanzieren
Von Stefan Jedlicka
Nur wenige Tage benötigte der Täter, um das erbeutete Bargeld auszugeben – für Drogen. Sein Opfer beschäftigt der Überfall noch immer. „Ja, Ängste sind noch da. Aber es wird besser“, sagt der 26-Jährige, der als Kassier in einer Billa-Filiale im Bezirk Neunkirchen am 4. Juli dieses Jahres mit einem Messer bedroht wurde. Als Zeuge schildert er die Vorfälle am Montag am Landesgericht Wiener Neustadt, sitzt jenem 21-Jährigen gegenüber, auf dessen Anweisung er die Kassenlade öffnen musste. Der Räuber schnappte sich daraus 1.305 Euro und suchte auf jenem E-Scooter das Weite, mit dem er gekommen war. Kurz darauf klickten die Handschellen.
Wozu er das Geld benötigt habe, will die Richterin wissen. Der 21-Jährige antwortet mit einer kurzen Zusammenfassung jenes 4. Juli: „Ich bin aufgestanden, habe nach dem Frühstück direkt eine Line Kokain gezogen. Danach hatte ich Streit mit meiner Freundin, darum habe ich noch eine Line gezogen. Und weil ich das Bedürfnis nach mehr hatte, habe ich ein Messer aus der Küche geholt und bin zum Billa gefahren.“ Beschaffungskriminalität lautet der Fachbegriff. Mit seiner Beute setzte sich der junge Neunkirchner in den Zug nach Wien. „Dort habe ich drei Gramm Kokain gekauft und Cannabis“, erzählt er. „Und der Rest des Geldes?“, fragt die Richterin. „Ich habe das Gleiche an den nächsten Tagen wiederholt“, lautet die trockene Antwort.
Zwei Jahre Haft
Ein Sachverständiger attestiert dem 21-Jährigen eine Drogenpsychose zum Tatzeitpunkt. Seine - ebenfalls durch Drogenmissbrauch ausgelöste - paranoide Schizophrenie habe keinen Einfluss auf sein Verhalten gehabt. Mittlerweile befindet er sich auf Entzug. „Es tut mir leid. Meine Familie ist furchtbar enttäuscht von mir, sie hätten nicht gedacht, dass ich so etwas machen würde“, sagt der junge Mann reumütig. Seine beiden Brüder auf den Zuschauerbänken nicken. Sehen wird er sie und seine Eltern allerdings zwei Jahre lang nur zur Besuchszeit im Gefängnis.
Markenkleidung und ein Flug nach Paris
Nicht für Drogen, dafür aber für teure Kleidung und Partys verpulverten zwei junge Wiener, die sich kurz darauf am Landesgericht die Anklagebank teilen, ihr Geld. Im Juli 2022 fand man gemeinsam die Lösung für den finanziellen Engpass. „Leider die Allerschlimmste“, wie einer von ihnen immerhin nachträglich einsieht. Zweimal überfielen der 19-Jährige und sein Komplize (23) Wettbüros in Vösendorf (Bezirk Mödling) – mit FFP2-Maske und Kapuze maskiert und mit einer Schreckschusspistole bewaffnet.
Die Beute: 4.000 Euro. „Ich habe mir Klamotten gekauft, meine Freunde beim Fortgehen eingeladen und bin nach Paris geflogen“, erzählt der 19-Jährige.
Rasch war das Geld weg, die Schulden waren immer noch da. Beim zweiten Überfall ging allerdings einiges schief. Eine Angestellte hantierte mit ihrem Telefon, die Räuber fürchteten, sie hätte die Polizei alarmiert und flüchteten, wurden aber bald ausgeforscht.
Die Urteile – drei Jahre Haft, davon zwei bedingt sowie 30 Monate, davon 20 bedingt – sind rechtskräftig.