Protestkonvoi gegen Ostumfahrung: Bauern starten die Traktoren
Von Patrick Wammerl
„Land der Äcker... zukunftsreich“ heißt es in der Bundeshymne. Aber was geschieht ohne Äcker? Dieses Szenario ist zentrales Thema am kommenden Samstag, wenn Bürgerinitiativen, Umweltschützer und Landwirte gegen den Bau der Wiener Neustädter Ostumfahrung protestieren.
Ab 9 Uhr kommt es zu einer Kundgebung mit Vertretern von Global 2000, dem WWF und der Bewegung „Vernunft statt Ostumfahrung“ auf dem Wiener Neustädter Hauptplatz. Ab 10 Uhr rollt ein Traktor-Konvoi von Landwirten aus dem benachbarten Lichtenwörth ins Stadtzentrum. Sie wollen auf die aus ihrer Sicht „verantwortungslose Versiegelung fruchtbarer Ackerböden“ für den Bau der Umfahrung aufmerksam machen.
14.000 Fahrzeuge pro Tag
Auf einer Länge von 4,8 Kilometer führt die Asphaltpiste (13,2 Meter breit, 4,5 Meter hoher Lärmschutz) quer über bebaute Felder. Mit den dazu gehörigen Einbauten, Böschungen und Begleitwegen ist die Schneise fast 30 Meter breit. Über 14.000 Fahrzeuge pro Tag sollen auf der Umfahrung laut dem Land NÖ für eine entsprechende Entlastung im östlichen Stadtgebiet von Wiener Neustadt sorgen.
Dem widersprechen die Kritiker wie Helmut Buzzi von „Vernunft statt Ostumfahrung“. Die Initiative stützt sich auf Studien, wonach der Verkehr auch mit der Umfahrung auf den Hauptstrecken im Stadtgebiet weiter zulegt. Im Jahr 2030 sollen es im Untersuchungsgebiet Nestroy- und Grazer-Straße um 3.500 Kfz pro Tag mehr sein.
Durch die Teuerung und steigende Inflation rechnen die Gegner damit, dass sich die Baukosten von 32 Millionen Euro auf über 60 Millionen Euro verdoppeln. Es sei völlig unverantwortlich, für so viel Geld ein Stück wertvolle Natur zu opfern, argumentieren die Gegner.
Aktuell finden vonseiten des Landes Niederösterreich die Ablöseverhandlungen mit den Grundeigentümern entlang der Trasse statt. Laut Betroffenen aus Lichtenwörth wurde ihnen rund elf Euro pro Quadratmeter Grünland angeboten.
Während bereits Einigungen mit einigen Grundbesitzern erzielt werden konnten, wollen sich andere so lange wie möglich quer legen. Ihnen droht allerdings die Zwangsenteignung, wenn das Projekt von öffentlichem Interesse ist.
Thema im Wahlkampf
Politisch wird das Thema im südlichen Niederösterreich jedenfalls den Landtagswahlkampf prägen. Die ÖVP will das Straßenbauprojekt um jeden Preis durchziehen. Neben den über 5.000 Menschen, die die Petition gegen die Umfahrung bereits unterschrieben haben, macht nun aber auch die SPÖ mit einer Plakatkampagne mobil. „In Zeiten wie diesen sollte man so viel Geld in die Menschen investieren und nicht in die Versiegelung wertvoller Böden“, sagen Fritz Linauer und Robert Kalusa von der SPÖ Lichtenwörth.