Chronik/Niederösterreich

Perchtoldsdorf: SPÖ-Ehrenvorsitzender Plessl kandidiert mit neuer Liste

Die Nachricht sorgt in Perchtoldsdorfs Lokalpolitik für gehöriges Aufsehen. Anton Plessl (83), SPÖ-Urgestein und Ehrenparteivorsitzender, ehemaliger Vizebürgermeister der Gemeinde, wird zur Wahl im Jänner 2025 erneut antreten. Nach mehr als 55 Jahren als SPÖ-Mitglied allerdings nicht mehr für die Sozialdemokraten, sondern mit einer neuen Liste - der Bewegung der Generationen“.

"Ja, ich habe schon die notwendigen Unterschriften beisammen und auch schon 20 Wahlzeugen. Die Kandidatenliste steht", bestätigt er im Gespräch mit dem KURIER. "Gemäß Gemeindeordnung bin ich der Letzte, also Liste 7 auf dem Wahlzettel." 

Was ihn zu diesem überraschenden Schritt bewogen habe? "Es waren mehrere Gründe", sagt Plessl. "Man hat mich in der Perchtoldsdorfer SPÖ scheibchenweise abmontiert. Zuerst wurde mir der Fraktionsvorsitz weggenommen, das habe ich noch akzeptiert. Dann gab es eine regelrechte Rücktrittswelle in der Partei und ich muss ehrlich sagen, ich kann mich mit der aktuellen Politik nicht mehr identifizieren." 

"Bleibe Sozialdemokrat"

Seine Kritik beziehe sich allerdings ausschließlich auf die Ortspartei, betont der Ehrenvorsitzende. "Ich bin Sozialdemokrat und das bleibe ich auch. Ich habe bei der Nationalratswahl SPÖ gewählt, werde auch weiterhin sozialdemokratische Politik machen und ich verlasse die Partei nicht." Einen Parteiausschluss fürchte er nicht: "Der Bezirksvorsitzende hat mir gesagt, er sieht keinen Grund dafür, ich will ja auch nichts Böses. Man könnte mir Verrat an der SPÖ unterstellen, aber das ist es nicht. Ich will, dass eine sozialdemokratische Stimme im Gemeinderat erhalten bleibt. Es gibt auch einige SPÖ-Mitglieder, die mir jetzt bei der Kandidatur helfen."

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Zweiter Grund für seine Kandidatur sei sein Einsatz für ältere Perchtoldsdorfer, sagt Plessl. "Als das Pflegeheim im Ort vor rund eineinhalb Jahren geschlossen wurde, habe ich mich lautstark darüber aufgeregt. Und habe einen Verein gegründet, der sich dafür einsetzt, dass das Heim wieder eröffnet wird." Vor allem während der Corona-Pandemie habe er außerdem festgestellt, dass "die Digitalisierung vielen älteren Menschen Probleme bereitet. Da gab es einige Dinge, die man nur per Handy oder am Computer erledigen konnte, womit aber nicht jeder zurechtkommt. Daher habe ich mich entschlossen, eine eigene Partei zu gründen."

Postbus-Shuttle und Steinbruch-Rekultivierung

Plessl fordert nun einen "Digitalisierungslotsen" im Gemeindeamt. Außerdem kritisiert er den enormen Schuldenstand der Gemeinde und die geplante Einstellung des Postbus-Shuttles im Ort: "Wir fordern eine Alternative für nicht mobile Mitbürgerinnen und Mitbürger." Dass "Projekte im Ort um viel Geld geplant, aber nicht realisiert werden", sei ihm ebenfalls ein Dorn im Auge. Und er will sich für eine Rekultivierung des Steinbruchs am Tirolerhof nach dem bevorstehenden Ende des dortigen Abbaus einsetzen.

"Mir ist mein Alter durchaus bewusst", sagt Plessl. "Aber ich bin überzeugt, dass ich in der Politik auch mit 83 noch einiges bewegen kann. Ich fühle mich einer sozialen Haltung und einer gewissen Fairness verpflichtet." Nummer zwei auf seiner Kandidatenliste ist Marion Schuster, auf Platz drei folgt Petra Marz.

Im Jahr 1970 war Plessl für die SPÖ in den Gemeinderat eingezogen, seit 1968 ist er bereits Parteimitglied. 17 Jahre lang war er Ortsparteivorsitzender.