"Tumult pur": Prozess um fliegende Fäuste bei Paulus Mankers Alma
Von Patrick Wammerl
Die einen sehen ihn als Enfant terrible der Kulturszene, die anderen als Genie. Unbestritten für die meisten: Theater machen kann er, der Paulus Manker. Das gilt auch abseits der großen Bühne.
Ein bizarrer Streit zwischen dem 66-jährigen Impresario und dem wohlhabenden Besitzer des Südbahnhotels am Semmering, Christian Zeller, fand am Mittwoch im Verhandlungssaal 1 des Bezirksgerichtes Neunkirchen seinen jüngsten Höhepunkt.
Alphamännchen
Seit das Theater-Epos „Alma“ und „Die letzten Tage der Menschheit“ im Vorjahr im Südbahnhotel aufgeführt wurden, kommunizieren die beiden „Alphamännchen“ Manker und Zeller nur noch via Anwälte und Gericht.
Eine Million Euro
Gestritten und prozessiert wird um eine Million Euro Theatereinnahmen, Subventionen und um Requisiten. Manker hätte im Herbst das Hotel räumen sollen, was er aber nicht tat. Die Südbahnhotel Kultur GmbH erwirkte deshalb eine Zwangsräumung bei Gericht, die im Jänner auch vollstreckt wurde. Zwölf Schiffscontainer voll Theater-Equipment wurden in ein Lager abtransportiert.
Zurück ins Bezirksgericht Neunkirchen: Grund für den Prozess wegen Körperverletzung war die ausverkaufte Alma-Vorstellung am 4. August 2023, bei der es im Foyer vor versammeltem Auditorium zu unschönen Szenen gekommen war.
Manker soll schon am Tag davor Hausherren Zeller den Zutritt zu seinem eigenen Hotel verwehrt und ihn ausgesperrt haben. Diese Schmach ließ der Investor nicht auf sich sitzen, weshalb er tags darauf zu Vorstellungsbeginn mit einer Entourage „dunkel gekleideter Securitys“ anrückte. Die Gegenseite bezeichnete die Begleiter eher als „Schlägertruppe“.
Manker habe es geahnt und selbst Sicherheitsleute und eine Detektei engagiert. „Der Auftrag war, Zeller und seine Truppe am Zutritt zu hindern“, sagte der angeklagte Privatdetektiv Peter W. im Prozess. Die Lage sei unschön eskaliert.
"Das ist mein Haus"
Der Hotelbesitzer habe getobt und lautstark geschrien, dass das sein Haus sei. Ein hitziges Wortgefecht mit Manker soll gefolgt sein. „Herr Zeller hat 10- bis 20-mal versucht, an uns vorbeizukommen. Er ist immer wieder gegen mich angerannt. Es war ein Trauerspiel“, so Peter W., der mit anderen Sicherheitsleuten den Eingang zum Saal verstellte.
Justizwache
Einer der geladenen Zeugen im Verfahren war ein Justizbeamter und selbstständiger Sicherheitsmann aus Mankers "Truppe".
Als dieser ins Hotel kam, war das wilde Gerangel bereits „voll im Gange“. „Das Personal am Eingang konnte nicht verhindern, dass Zeller ins Foyer kommt“. Der kräftige Hüne habe sich dann selbst dem Hotelinvestor und seinen Begleitern in den Weg gestellt. „Die 120 Kilo, die ich habe, konnte er nicht so leicht wegschieben“, so der Zeuge.
Es sei ein „Gezerre“ gewesen, aber zu Boden geworfen und verletzt habe der beschuldigte Detektiv den Hotelchef sicher nicht, erklärte Peter W. der Richterin.
Sein Anwalt Johannes Öhlböck legte Bildmaterial vor, dass das beweisen soll. Das Foto zeige einen erschöpften Christian Zeller nach dem Gerangel „ohne offensichtliche Verletzungen“. Der Vorwurf lautete unter anderem auf eine blutende Wunde an der Hand. Diese sei auf der Aufnahme nicht zu erkennen.
Polizei lag auf der Lauer
Weil schon am Vortag die Situation eskaliert sei, war auch die Polizei Semmering alarmiert und bereits vor Ort. „Wir haben gewartet, ob etwas passiert“, schilderte einer der Beamten bei der Verhandlung. Das Match „Gruppe Zeller gegen Gruppe Manker“ nahm der Polizist so wahr. „Herr Zeller war sehr aufgeregt. Er hat immer wieder versucht, in den Saal zu kommen und ist gegen die Sicherheitsleute angelaufen. Tumult pur!“
Der Hotelboss wurde schließlich mit der Rettung ins Spital gebracht, wo Prellungen und Blessuren festgestellt wurden. Für ein medizinisches Gutachten vertagte die Richterin.
Missbrauchsvorwürfe
Paulus Manker steht seit einigen Tagen in einer anderen Sache schwer in der Kritik. In der aktuellen NDR-Doku „Gegen das Schweigen – Machtmissbrauch bei Theater und Film“ werden dem Theatermacher zahlreiche Übergriffe bis zu tätlichen Angriffen vorgeworfen. Der 66-Jährige weist die Vorwürfe von sich.