Öffentlicher Verkehr: Billige Tickets und teure Schienen
Von Martin Gebhart
Wenn Ministerin Leonore Gewessler (Grüne) am Montag in ihren Niederösterreich-Tag startet, wartet zu Beginn gleich ein angenehmer Termin. Gemeinsam mit Landeshauptfrau Johanna Mikl-Leitner (ÖVP) wird sie sich die Ausstellung „Klima & Ich“ im Museum NÖ ansehen.
Das Arbeitsgespräch danach im benachbarten Landhaus wird schon etwas weniger harmonisch ausfallen. Da geht es dann um die geplante Ticketreform, die Gewessler vor einigen Wochen ohne Vorverhandlungen mit den Ländern verkündet hatte. Weswegen noch sehr viele offene Fragen auf dem Tisch liegen.
Das Arbeitsgespräch danach im benachbarten Landhaus wird schon etwas weniger harmonisch ausfallen. Da geht es dann um die geplante Ticketreform, die Gewessler vor einigen Wochen ohne Vorverhandlungen mit den Ländern verkündet hatte. Weswegen noch sehr viele offene Fragen auf dem Tisch liegen.
Start mit 3er-Ticket
Im Regierungsübereinkommen sind billigere Tickets für den öffentlichen Verkehr angekündigt. Unter dem Titel „1-2-3-Ticket“ soll man in Zukunft ohne großen finanziellen Aufwand öffentlich unterwegs sein können. Die Formel 1-2-3 legt fest, ob ich nur in einem Bundesland, in zwei oder in allen Bundesländern unterwegs bin (siehe rechts). Gewessler will nun 2021 mit dem 3er-Ticket für ganz Österreich starten. Ihr Ministerium rechnet mit Mehrkosten von rund 240 Millionen Euro.
Die Länder wollen jetzt wissen, wie viel sie dazu beitragen müssen, ob die Kosten tatsächlich nicht um ein Vielfaches höher sein werden, wie die Verkehrsunternehmen abseits der ÖBB finanziert werden. Und sie fordern gleichzeitig einen Ausbau der Schieneninfrastruktur.
NÖ: Forderungen an die ÖBB
Für Verkehrslandesrat Ludwig Schleritzko (ÖVP) muss das alles Hand in Hand gehen: „Diese Tarif-Diskussionen dürfen nicht vom notwendigen Schienenausbau ablenken. Wer glaubt, mit günstigeren Tickets ist es getan, der irrt gewaltig. Niedrigere Preise erhöhen die Notwendigkeit für den Kapazitätsausbau im Schienenverkehr nur noch mehr. Es ist an der Zeit einen neuen Rahmenplan für ÖBB-Projekte vorzulegen.“ Dieser Rahmenplan warte schon seit Längerem auf eine Aktualisierung.
Konkret denkt Ludwig Schleritzko dabei an folgende Projekte, die in der Schublade liegen oder geplant werden müssen: der Ausbau der Kamptalbahn, der Puchbergerbahn, der Erlauf- und Traisentalbahn oder der Kremser Bahn im Umfang von 373 Millionen Euro; Investitionen in Verbesserungen an der Franz-Josefs-Bahn; der selektive zweigleisigen Ausbau auf der Nordwestbahn, der Laaer Ostbahn und der Verbindung Tulln – Tullnerfeld; der viergleisige Ausbau zwischen Meidling und Mödling; eine neue S-Bahn-Stammstrecke durch Wien. „Wollen wir die Mobilitätswende auf die Schiene bringen, dann heißt es, kräftig in den Ausbau der Infrastruktur zu investieren“. sagt Schleritzko.
Ähnliches bekam Leonore Gewessler diese Woche auch vom burgenländischen Landeshauptmann Hans Peter Doskozil (SPÖ) zu hören. Dieser will, dass endlich eine pendlerfreundliche Verbindung zwischen Eisenstadt und Wien umgesetzt wird.