NÖ: Tollpatsch-Räuber muss sieben Jahre hinter Gitter
Von Patrick Wammerl
Tollpatschiger kann man sich als Bankräuber wohl kaum anstellen. Einmal verlor er die Hälfte der Raubbeute, das andere Mal war ihm die Polizei auf den Fersen und er musste die Geldbeutel auf dem WC eines Supermarktes „entsorgen“. Das nächste Mal explodierte das Alarmpaket auf der Flucht. Und zu guter Letzt verjagte eine Bankangestellte den Räuber auch noch, weil sie keine Angst vor der vermeintlich brennbaren Flüssigkeit in seinen Händen hatte.
Der frühere Besitzer und Wirt eines bekannten Ausflugsrestaurants im Schneeberggebiet saß am Donnerstag wegen fünf vollendeter und eines versuchten Banküberfalles am Landesgericht Wiener Neustadt auf der Anklagebank – geläutert und zutiefst beschämt. Der 40-Jährige hatte den Betrieb und das Lebenswerk von drei Generationen 2012 schon schwer verschuldet übernommen und musste nochmals 200.000 Euro in die Modernisierung des Lokals investieren. „Das war zu viel. Wir lebten von der Hand in den Mund“, so der Koch.
Als die Finanz an die Türe klopfte, die Bank ihre Raten wollte und der Baumeister die letzte Mahnung schickte, sah Bernhard W. keine andere Möglichkeit mehr, als im November 2012 die Raika in Wimpassing (Bezirk Neunkirchen) mit einem Messer als Tatwaffe zu überfallen. „Ich wollte nie jemanden verletzten“, so der 40-Jährige.
Weil er kein Sackerl für die Beute mit hatte, verstreute er rund 5.000 der 12.000 Euro auf der Flucht. Da sich die finanzielle Situation dadurch aber in keiner Weise verbessert hatte, überfiel er später eine Bank in St. Egyden am Steinfeld. Als kurz darauf der Konkurs über den Betrieb eröffnet wurde, suchte er das Institut gleich noch einmal heim. Was dann folgte, war filmreif. „Ich wollte nach dem Überfall noch beim Metro Lebensmittel kaufen. An der Kasse war plötzlich ein Menge Polizei, in der Luft kreiste der Hubschrauber“, so der Angeklagte. Also wurde er das Geld am WC los und entkam.
Farbe im Mund
Danach war drei Jahre Ruhe, ehe er ein neues Leben anfangen wollte und das marode Gasthaus verkaufte. Allerdings klaffte ein Minus von 80.000 Euro auf der Bank, weshalb er in seiner neuen Heimat in Oberösterreich wieder einen Raub beging. Dabei ging im Wagen das Alarmpaket in die Luft. „Ich habe zwei Tage nur Farbe gespuckt“, so der Angeklagte.
Als er 2017 die letzten Rückzahlungen seiner Schulden begleichen sollte, versuchte er es nochmals in der gleiche Filiale – mit einem Regenschirm als Tatwaffe.
Zum Verhängnis wurde ihm schließlich ein fataler Fehler. Er vergaß die gestohlenen Kennzeichen, die er bei den Überfällen verwendete, im Keller einer Mietwohnung. Der neue Mieter brachte sie zur Polizei, wo bei den Raubermittlern des nö. Landeskriminalamtes sofort die Alarmglocken läuteten. Bernhard W. hatte sogar überlegt die Nummerntafeln beim Bau seines Hauses mit einzubetonieren. „Aber ich konnte nicht die Zukunft meiner Kinder auf einer Lebenslüge aufbauen“. Das Urteil, sieben Jahre Haft, ist rechtskräftig.