NÖ Landesregierung setzt sanfte Schritte gegen die Sommerwelle
Von Sophie Seeböck
Während sich viele in den Ferien auf eine Auszeit freuen, macht das Coronavirus aktuell keine Pause. Die will sich auch die NÖ Landesregierung nicht gönnen, weshalb man sich am Donnerstag zur Lagebesprechung traf.
"Keine Explosion"
Notwendig machen das bis zu 2.800 Neuinfektionen täglich, die in den letzten eineinhalb Wochen verzeichnet wurden. „Die Zahlen steigen stark, es ist aber keine Explosion“, fasst Landeshauptfrau-Stellvertreter Stephan Pernkopf (ÖVP) zusammen.
Mit den Infektionszahlen steige auch die Nachfrage nach Impfungen: „Dreimal so viele Menschen wie noch vor einem Monat möchten sich impfen lassen.“ Als Antwort darauf werden nun die Betriebszeiten der neun Impfzentren ab 16. Juli ausgeweitet. Ab dann wird auch samstags zwischen 10 und 15 Uhr geimpft. Außerdem sind wieder bis zu drei Impfbusse unterwegs, auch Immunisierungen bei 600 niedergelassenen Ärzten sind möglich.
Da es aktuell vom Bund „so gut wie keine Maßnahmen“ gäbe, appelliert Gesundheitslandesrätin Ulrike Königsberger-Ludwig (SPÖ) an die Eigenverantwortung. Zur Unterstützung der Bevölkerung werden bereits ab kommender Woche die Öffnungszeiten der behördlichen Teststraßen wieder bis 16 Uhr verlängert. In den letzten vier Wochen seien die Testungen dort um fast 500 Prozent gestiegen.
Keine Urlaubssperren
Cluster gäbe es im Land momentan keine. „Die positiv Getesteten sind zwar zum Großteil symptomatisch, es gibt aber weniger schwere Verläufe“, schildert Königsberger-Ludwig die aktuelle Infektionslage. Auf den Intensivstationen der Landeskliniken zeichne sich laut Pernkopf mit sechs Patienten nur ein „geringes Problem“ ab. Auf der Normalstation wurde aber innerhalb der letzten 14 Tage ein Anstieg über 50 Prozent verzeichnet.
Diese Entwicklung verspricht auch Mehrbelastung für die Mitarbeitenden – und das in der Urlaubszeit. „Wir denken nicht daran Urlaubssperren zu verhängen, weil sich die Menschen jetzt einmal erholen müssen“, stellt Pernkopf klar.
Die Sieben-Tage-Inzidenz liegt in Österreich bei 792,7 Fällen pro 100.000 Einwohnern. Das Bundesland mit dem höchsten Wert ist derzeit Wien mit 1.153, gefolgt von Niederösterreich (890) und dem Burgenland (808). Die niedrigsten Werte werden in Tirol (559) und Kärnten (525) registriert
11.971Neuinfektionen sind am Donnerstag in Österreich gemeldet worden, was über dem Sieben-Tage-Schnitt liegt, der inzwischen auf 10.170 angestiegen ist.
Das Coronavirus sorge aber jetzt schon für eine angespannte Situation in Kliniken, wie auch Pflege- und Betreuungszentren, wie Konrad Kogler, Vorstand der Landesgesundheitsagentur, erklärt. 450 Mitarbeitende können aufgrund von Covid aktuell nicht ihrem Dienst nachkommen.
Kliniken in der Energiekrise
Neben dem Coronavirus wird die nö. Landesregierung auch durch die aktuelle Energiekrise gefordert. Denn auch etwa Pflegeheime und Landeskliniken seien auf Raumwärme, elektrische Energie und Gas zum Kochen angewiesen, so Pernkopf. Im Ernstfall werde kritische Infrastruktur jedenfalls vorrangig behandelt.
Deshalb war in der Corona-Lagebesprechung am Donnerstag auch die Versorgungssicherheit der heimischen Gesundheitseinrichtungen Thema. Konkret wurde dabei mit Vertretern der Gemeinden und Städte besprochen, wie die „Aufrechterhaltung der Infrastruktur gewährleistet werden kann, wenn weniger Strom und Gas da ist“, so Pernkopf.
Aktuell sei keine Gefahr für die Versorgungssicherheit gegeben. Damit dies auch im Herbst, wenn der Energieverbrauch wieder steigt, der Fall ist, brauche es nun genaue Erhebungen. Generell seien viele Bereiche krisenfest, die Landesgesundheitsagentur müsse nun weiter prüfen.