Chronik/Niederösterreich

NÖ Almen zwischen Tradition und herausfordernder Gegenwart

3.000 Besucher pilgerten zu Mariä Himmelfahrt auf die Schwarzbachweide bei Ybbsitz (Bezirk Amstetten).

Auch Landeshauptfrau Johanna Mikl-Leitner schnürte gemeinsam mit ihrem Stellvertreter Stephan Pernkopf und Staatssekretärin Claudia Plakholm (alle ÖVP) für den 72. NÖ-Almwandertag die Wanderschuhe. „Unsere Alm- und Weidebauern sind wahre Multitalente, die zum Erfolg Niederösterreichs beitragen“, betonte Mikl-Leitner den Beitrag der Landwirte zu Klimaschutz, Tourismus und Arbeitsmarkt.

"Regen wäre dringend nötig"

111 Almen und Gemeinschaftsweiden gibt es in NÖ, ganz idyllisch ist die Lage leider nicht. Denn auch auf den Bergen ist man vor aktuellen Herausforderung wie den Folgen des Klimawandels nicht gefeit. Die Almwiesen sind oft zu trocken: „Bis jetzt hatten wir vor allem in den Regionen um Ybbsitz Glück, dass es immer wieder Niederschläge gab. Nun wäre aber dringend wieder Regen nötig“, erklärt August Bittermann, Geschäftsführer des NÖ Alm- und Weidewirtschaftsverein.

Im Kampf gegen die Trockenheit spiele aber nicht die Regenmenge selbst, sondern ihre Verteilung eine wichtige Rolle: „Als Folge des Klimawandels werden heftige Regenschauer immer häufiger. Diese Wassermengen können aber nur schwer gespeichert werden“, gibt Bittermann Einblicke.

Mehr Komfort für Almpersonal

Mithilfe des Landes Niederösterreich wird deshalb die Alm-Infrastruktur zur Verbesserung der Wasserversorgung ausgebaut. Neben der Rekultivierung von Weideflächen und der Veranstaltung von Brauchtumsfesten werden nun oft auch Fotovoltaik-Anlagen errichtet. „Almpersonal ist Mangelware. Viele wollen auch hier nicht mehr auf eine warme Dusche verzichten“, werde der Komfort für Mitarbeiter laut Bittermann laufend verbessert.

Dabei spiele der Klimawandel den Almen aber auch in die Karten. Wärmere Temperaturen würden etwa einen früheren Auftrieb ermöglichen, doch entsprechende gesetzliche Rahmenbedingungen dafür fehlen.

Immer weniger Almen

Generell sinken die Almauftriebe laut dem Geschäftsführer stetig, vor 20 Jahren wurden in NÖ etwa noch zwölf Almen mehr betrieben. Noch drastischer ist die Lage in Gesamt-Österreich, hier werden bereits 1.150 Almen weniger bewirtschaftet.

Während sich die Situation im Westen durch die aktuelle Teuerungswelle noch weiter zuspitze, treffe diese NÖ nicht so hart. „Traditionell gibt es bei uns keine Melkalmen, weshalb kaum Futtermittel zugefüttert werden müssen“, so Bittermann. Höhere Preise für Treibstoff, Saatgut oder Düngemittel würden laut dem Land NÖ aber auch die Almen treffen.