Neuer Beruf im OP-Saal: Spezial-Assistenz soll Spitalspersonal entlasten
Mit der Installierung des Berufsbildes Operationstechnische Assistenz (OTA) wollen die Verantwortlichen für Gesundheitsberufe zwei Fliegen auf einen Schlag schnappen. Menschen, die an einem medizinischen Job interessiert sind, aber nicht in der klassischen Pflege landen wollen, soll die Chance zum Einstieg geboten werden. Und jene, die in den Spitälern im Pflegebereich mit Dauerüberlastung konfrontiert sind, sollen entlastet werden.
Mit dem neuen spezialisierten Beruf wolle man Personal, das in der Regel aus dem Krankenpflegebereich auch bei Operationen eingesetzt wird, freispielen, erklärte Spitalsreferent LH-Stellvertreter Stephan Pernkopf bei der Präsentation der OTA im Uni-Klinikum St. Pölten. Mit dem 1. Juli treten die gesetzlichen Grundlagen für den neuen Beruf in Kraft. Mit Beginn des Herbstsemesters startet in Niederösterreich in der Krankenpflegeschule Horn auch bereits der erste Jahrgang für die dreijährige Ausbildung mit 24 Plätzen. Ab 2023 wird die OTA dann landesweit ausgerollt, kündigten Pernkopf und Ausbildungslandesrätin Christiane Teschl-Hofmeister an.
Zum Einsatz kommen die OP-Assistenten künftig in allen Kliniken im OP-Bereich, in der Notfallambulanz, dem Schockraum, der Endoskopie und in anderen speziellen Bereichen. Sie werden Patienten vor und nach ihren Operationen betreuen, den Ärzten im OP-Saal assistieren und die medizinischen Eingriffe dokumentieren.
Unterstützung
Teschl-Hofmeister wies darauf hin, dass die OTA ein neues Segment in den Anstrengungen des Landes sei, die in Gesundheitsberufen Beschäftigten zu unterstützen. Weil für die Ausbildung zur Operationstechnischen Assistenz weder eine pflegerische Grundausbildung noch die Matura Voraussetzung ist, spreche man eine neue Zielgruppe an. Nachdem bereits die FH-Pflegeausbildung mit Mistelbach eine neue regionalisierte Ausbildungsstätte bekommen hat, ist die OTA-Ausbildung in Horn ein nächster Schritt in der Regionalisierung der Gesundheitsberufe in NÖ, so Teschl-Hofmeister. Nicht zuletzt mit der angekündigten monatlichen Ausbildungsprämie dürfte es in der Pflegeausbildung in NÖ zu größerem Zulauf kommen. 1.000 angehende Pflegekräfte stehen derzeit jährlich in Ausbildung.Trotzdem müssen die Kapazitäten noch deutlich erhöht werden.
Statt 80 Auszubildenden hätten im heurigen Frühjahr dreimal soviele in den Pflegeschulen begonnen, berichtete die Pflegemanagerin der Landesgesundheitsagentur (LGA) Susanne Gröschel. Sie und die Pflegedirektorin des Horner Spitals, Elisabeth Klang, wiesen auch auf die sehr praxisorientierte OTA-Ausbildung hin. Von 4.600 Ausbildungsstunden in drei Jahren gehen 3.000 in der Praxis über die Bühne. Noch nicht fixiert ist allerdings die monatliche Ausbildungsprämie für die OTA-Newcomer. Darüber verhandle man gerade, sagte Teschl-Hofmeister.
Forderungen
Die Landesrätin und auch LH-Vize Pernkopf nutzten die Präsentation, um einmal mehr bekannte Forderungen an die Bundesregierung zu richten. Zur generell neuen Finanzierung des Gesamtsystems „müssen endlich Ergebnisse auf den Tisch“, forderte Teschl-Hofmeister im Hinblick auf die seit Jahren angekündigte Pflegereform des Bundes.
Pernkopf verwies darauf, dass in den Landeskliniken jährlich rund 450 neue Ärzte angestellt würden. Natürliche Abgänge, wie Pensionierungen, sind der Hauptgrund dafür. Auf Jobmessen und bei Karriereveranstaltungen versuche man, den Arztberuf ins Rampenlicht zu stellen. Zudem unterstützt das Projekt „NÖ studiert Medizin“ junge Menschen bei der Vorbereitung für die Aufnahmetests zum Medizinstudium. „Dass 90 Prozent der Bewerber nicht genommen werden, ist nicht zu verantworten“, forderte Pernkopf erneut mehr Studienplätze. Das Karriereportal der LGA selbst spiegelt den akuten Bedarf an Medizinern wider. Dort sind derzeit weit über 100 Arztposten ausgeschrieben. Es gäbe keinen Notstand in den Abteilungen, man schreibe die Posten auch bereits überlappend, also vorausschauend bei anstehenden Abgängen aus, wurde erklärt.