Mit geladener Waffe auf Ex gewartet
Von Patrick Wammerl
Polizeikräfte haben im Bezirk Lilienfeld vermutlich eine Familientragödie im letzten Augenblick verhindert. Ein 69-jähriger Mann hatte angekündigt, seine in Trennung lebende Lebensgefährtin zu töten. Die Polizei überwältigte den Mann, als er sich mit zwei geladenen Waffen vor dem Haus der Frau auf die Lauer legte. Auch eine Art Bekennerschreiben, in dem er die Tat und seinen Suizid ankündigte, wurde bei ihm gefunden.
Nachdem er einige Tage in die psychiatrische Abteilung eingewiesen wurde, sitzt er nun in Untersuchungshaft. Freitagfrüh wurde diese wegen Tatbegehungs- und Tatausführungsgefahr verlängert. Der Sprecher der Staatsanwaltschaft, Leopold Bien, bestätigt gegenüber dem KURIER den Sachverhalt: „Es ist ein Ermittlungsverfahren wegen versuchten Mordes und anderer Delikte anhängig.“ Am Freitag wurde im Zuge einer Haftverhandlung die U-Haft verlängert. Der Wiener Rechtsanwalt Wolfgang Blaschitz hat die Verteidigung des Beschuldigten übernommen. „Er wollte ihr vielleicht einen Schreck einjagen, aber sicher niemanden töten. Der Vorwurf des Mordversuchs ist daher weit hergeholt“, meint Blaschitz.
Ereignet hat sich der Zwischenfall am 16. Juli. Der Tod seiner Ehefrau vor einigen Jahren habe den 69-Jährigen aus der Bahn geworden, sagt Blaschitz.
Mit seiner neuen Freundin wollte er anscheinend eine Art Neuanfang wagen. Die Beziehung dürfte aber nicht funktioniert haben, die Frau trennte sich von dem 69-Jährigen. Als er sie mit einem anderen Mann sah, dürfte er das nicht verkraftet haben. „Es soll in der Vergangenheit deswegen schon zu gefährlichen Drohungen gekommen sein“, so Bien. Sogar gegen die beiden erwachsenen Töchter des Mannes aus erster Ehe, sagt Blaschitz.
Töchter riefen Polizei
Am 16. Juli hatte der Mann wieder wüste Drohungen gegen die Töchter und die Ex-Freundin ausgesprochen. Da es sich bei dem Verdächtigen um einen Jäger handelt, besitzt er auch legalerweise einige Schusswaffen. „Er hat sich mit zwei geladenen Faustfeuerwaffen zur Adresse der Frau begeben und hat vor dem Haus auf ihr Eintreffen gewartet“, schildert der Sprecher der Staatsanwaltschaft.
Die beiden Töchter hatten eine schlimme Befürchtung und verständigten die Polizei. Die Beamten entdeckten den Gefährder tatsächlich an der Adresse seiner Ex, wo er im Auto eingeschlafen war. Sie zogen ihn aus dem Verkehr. Im Auto waren die geladenen Waffen und einige Abschiedsbriefe.
Der Mann ist gesundheitlich schwer angeschlagen. Er hat seit 2019 ein künstliches Herz und dürfte sich auch psychisch seither stark verändert haben. Er wurde einige Tage im Krankenhaus behandelt und befindet sich nun in der Justizanstalt Wien-Josefstadt in U-Haft.