Chronik/Niederösterreich

Meilenstein im Semmering: Erste Röhre des Basistunnels fertig gegraben

Beim Bau des 27,3 Kilometer langen Semmering-Basistunnel ist diese Woche ein Meilenstein gelungen. Die erste Röhre des 3,9 Milliarden Euro teuren Projekts ist fertig gegraben. Am Donnerstag wurde im Abschnitt Gloggnitz (NÖ) der Durchschlag in Röhre 1 gefeiert. 

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Für den Bau des Basistunnels sind zwei Röhren zwischen den Portalen Gloggnitz in Niederösterreich und Mürzzuschlag in der Steiermark zu graben. Die ersten Tunnelbauarbeiten hatten bereits im Jahr 2014 begonnen.

Nachdem bereits 98 Prozent des unterirdischen Röhrensystems im Vorjahr fertig gegraben, gesprengt und gebohrt waren, stellten die letzten hundert Meter die Mineure vor die größte Herausforderung. Der noch übrige Abschnitt führt laut ÖBB durch die "komplexeste geologisch-tektonische Struktur der Ostalpen“. Seit 2019 verlangt die sogenannte Grasberg-Nordrand-Störung den Ingenieuren alles ab.

Mit über 10 Bar drückt das Bergwasser in der Störungszone gegen das Gestein. Es macht den Bagger- und Sprengvortrieb zu einem aufreibenden Lotteriespiel.

Städte sind unterirdisch verbunden

Umso größer ist die Freude darüber, was am Donnerstag gelungen ist. In Röhre 1 im Bauabschnitt Gloggnitz ist der letzte Durchschlag erfolgt, womit Gloggnitz mit dem 27,3 Kilometer entferneten Mürzzuschlag unterirdisch fertig verbunden ist.

In Röhre 2 direkt daneben müssen noch knapp 200 Meter fertig gegraben werden. Mit dem Abschluss der Arbeiten ist aus heutiger Sicht im kommenden Februar oder März zu rechnen, heißt es bei den ÖBB. "Dann sind die Vortriebe komplett beendet. Trotz der schwierigen Geologie im Abschnitt Gloggnitz haben die Mineure in den letzten Monaten unter gewaltigem Einsatz große Fortschritte verzeichnen können und jetzt diesen Meilenstein erreicht", heißt es bei den Bundesbahnen.

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Der Tunnel wurde ursprünglich von fünf Stellen und insgesamt 14 Vortrieben aus gleichzeitig gebaut und voran getrieben. Mit dieser Woche gelten 13 der 14 Vortriebe bereits als abgeschlossen. 2020 begann paralell dazu bereits der Innenausbau der Tunnelröhren. Dabei werden die Röhren mit einer Betoninnenschale ausgekleidet, mehr als 40 km (von insgesamt 55 km in zwei Röhren) sind bislang schon geschafft. 

"Bergmännische Meisterleistung"

"Der Semmering-Basistunnel ist ein lang erwarteter Meilenstein im Schienenausbau. Wir werden damit die Fahrzeit zwischen Wien und dem Süden Österreichs spürbar verkürzen und schaffen für Personen und Güter noch attraktivere Bahnverbindungen im Herzen Europas. Mit dem Durchschlag und der dahinterstehenden bergmännischen Meisterleistung kommen wir der Fertigstellung einen wesentlichen Schritt näher", sagt Klimaschutzministerin Leonore Gewessler (Grüne) zum Meilenstein.

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Eröffnung nicht vor 2030

Als bitterer Beigeschmack bei dem Projekt bleiben die Kosten. Die Komplikationen haben den Zeitplan um fast vier Jahre nach hinten geworfen, die Kosten sind von 3,5 auf 3,9 Milliarden Euro angewachsen. Alleine die Preissteigerung durch die Ukraine-Krise hat laut ÖBB etwa 200 Millionen Euro ausgemacht.

"Bauprojekte dieser Größe sind kein Sprint, sondern ein Marathon – das gilt besonders im Tunnelbau. Wer die Arbeit der Mineure im Berg schon selbst erlebt hat, kann ihnen nur unglaublichen Respekt und Dank aussprechen, für die Leistungen, die hier für zukünftige Generationen erbracht werden", erklärt Andreas Matthä, Vorstandsvorsitzender ÖBB Holding.

Das Endergebnis einer tollen Arbeitsleistung "wird im Jahr 2030 ein Tunnel sein, der den Bahnverkehr in Österreich und in Europa einen großen Schritt nach vorne bringt, und das Bahnfahren noch attraktiver macht. Unsere Fahrgäste können dann um 50 Minuten schneller von Wien nach Graz fahren als heute“, so Matthä.

Nach Fertigstellung der Innenschale erfolgt als letzter Schritt noch die Tunnelausrüstung (Gleise, Leitungen, technische Anlagen). Damit rechtzeitig zum Fahrplanwechsel 2029/2030 die ersten Züge mit 230 Sachen durch den Basistunnel brettern können, ist davor "ein intensives Programm an Test- und Einschulungsfahrten notwendig“.

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Das Finale

Der 176 Millionen Euro schwere Auftrag für die technische Ausrüstung ist bereits vergeben worden. Nach ÖBB-Angaben erhielt eine Arbeitsgemeinschaft bestehend aus der Rhomberg Sersa Rail Group (RSRG) und Porr nach einer EU-weiten Ausschreibung den Zuschlag. Die Vorbereitungen für die Einbauten haben bereits begonnen. Die eigentlichen Arbeiten sollen im Sommer 2025 nach Abschluss der Tunnel-Vortriebe starten und im Frühjahr 2029 abgeschlossen sein.