Mehr Sicherheit für Nutztiere durch Hunde und Hirten
Von Teresa Sturm
Es sind nur etwa 30 bis 35 Tiere in ganz Österreich. Und doch sorgen die Wölfe seit vielen Jahren im Land für Streit. Das muss allerdings nicht sein, glaubt man beim WWF. Um das Zusammenleben so konfliktfrei wie möglich zu gestalten, hat die Naturschutzorganisation nun einen Plan vorgelegt.
Der Ausbau von Herdenschutzmaßnahmen sei dabei alternativlos, sagt WWF-Wolfsexperte Christian Pichler. Denn es würden immer wieder Individuen aus benachbarten Staaten durch Österreich streifen, für die ungeschützte Nutztiere eine leichte Beute darstellen.
Derzeit halten sich in Österreich drei Rudel auf. Zu dem schon länger bestätigten Wolfsrudel beim Truppenübungsplatz Allentsteig kamen – ebenfalls im Waldviertel – Wölfe in Harmanschlag und Gutenbrunn hinzu. Im Vorjahr wurden insgesamt 103 Schafsrisse gezählt.
Höhere Förderungen
Diese könne man nicht nur durch das Aufstellen von Zäunen verhindern. In einem Fünf-Punkte-Plan fordert der WWF daher eine bundesweit einheitliche Lösung und höhere Förderungen. Pichler sprach von einer Summe von einer Million Euro österreichweit. Zudem brauche es eine Wiederbelebung des Berufs des Hirten. Man müsse den Job attraktivieren: „Die österreichischen Hirten arbeiten derzeit fast alle in der Schweiz, weil es sich dort besser rentiert“, so Pichler.
Der dritte Punkt der Naturschützer betrifft die Herdenschutzhunde. Hier fordert Pichler, dass das Ausbildungsprogramm schon jetzt begonnen wird, damit die Hunde in den nächsten Jahren zur Verfügung stehen.
Außerdem will der WWF, dass die Nutztierhalter bei Wolfsrissen besser entschädigt werden. Und als letzten Wunsch äußerte Pichler, dass der Verein Bär-Luchs-Wolf gestärkt werden soll, der sich für das friedliche Zusammenleben von Mensch und Tier einsetzt.
Auch zum Vorschlag von „wolfsfreien Zonen“ äußerte sich Pichler. Die seien weder rechtlich noch praktisch möglich. Außerdem genießt der Wolf einen hohen Schutzstatus in der EU. Politische Forderungen nach Abschüssen von Wölfen seien „aus meiner Sicht nur populistisch“, sagt Pichler. Würde man die Tiere rechtzeitig durch Elektrozäune oder gut ausgebildete Herdenschutzhunde abschrecken, würden diese Weidetiere meiden.
Kritik
Den Rückgang der Almwirtschaft mit dem vermehrten Auftauchen von Wölfen zu begründen, hält Pichler für übertrieben. Die Probleme würden vor allem an schlechten finanziellen Rahmenbedingungen und falschen Agrarförderungen liegen. „Die Politik muss unsere Almwirtschaft auf allen Ebenen stärker fördern anstatt die wenigen Wölfe ins Visier zu nehmen“, sagt Pichler. „Dass jährlich bis zu 10.000 Schafe aufgrund von Krankheiten, Unwetter oder Steinschlag verenden, stellt eine größere Belastung dar als die Wolfsrisse.“