Kritik an geplanter Errichtung von Impfzentren in NÖ
Kritik gibt es am Plan für 20 Impfzentren in Niederösterreich. Die Ärztekammer "steht Verbesserungen und Innovationen positiv gegenüber, allerdings sollten diese auf bereits vorhandenen guten Strukturen aufbauen und diese nicht zerstören", hieß es am Freitag in einem Offenen Brief. Das wirkliche aktuelle Problem liege nicht in fehlenden Impfzentren, sondern in fehlenden Vakzinen. Helga Krismer (Grüne) sah "schwarz-roten Impf-Zentralismus", der lokale Strukturen zerschlage.
Die Ärztekammer Niederösterreich betonte, dass die Organisation aus Impfordinationen und -straßen "bestens" funktioniere. "Diese bestehenden und gut funktionierenden Strukturen nun zu konterkarieren, zum Teil sogar zu zerschlagen, um neue Zentren ohne Erfahrung aufbauen zu wollen, die genauso zu wenig Impfstoff haben, ist in Zeiten einer Pandemie völlig unverständlich und unsinnig. Wir sind nicht gegen Impfzentren oder Impfstraßen, aber nützen wir vorhandene Strukturen und das sind Impfordinationen."
Vonseiten des Landes wurde betont, dass die Impfzentren zusätzlich zu den Ordinationen entstehen. Der niedergelassene Bereich sei weiterhin eine "wichtige Säule". Seit Jänner wird in Ordinationen geimpft, derzeit beteiligten sich rund 500 an der Aktion. Weitere 200 "warten lediglich auf Impfstoff, der bisher allerdings in viel zu geringen Mengen vorhanden ist", teilte die Ärztekammer mit. Diese künftig 700 Impfordinationen seien für die niederösterreichische Bevölkerung in nächster Nähe erreichbar und die Personen können sich in der Regel von ihrem Hausarzt die Spritze geben lassen.
Zu einem Schreiben an Bürgermeister über die geplante Errichtung von 20 Impfzentren bis Mai wurde mitgeteilt: "Es ist doch äußerst befremdlich, wenn derartige Pläne, die die Ärzteschaft massiv betreffen, bereits an alle Bürgermeister kommuniziert werden, ohne dass diese zuvor zumindest in einer einzigen Besprechung mit der Ärztekammer erwähnt wurden." Vonseiten des Landes wurde dazu betont, dass man mit der Ärztekammer in Gesprächen stehe.
Impfstellen nicht ausgelastet
Sowohl Impfstraßen als auch die -ordinationen seien aufgrund des Mangels an Vakzinen nicht ausgelastet, hieß es weiter in dem Offenen Brief an Landesrätin Ulrike Königsberger-Ludwig (SPÖ), LHStv. Stephan Pernkopf (ÖVP), Gemeindebund-Präsident Alfred Riedl, Rupert Dworak, Präsident des niederösterreichischen Gemeindevertreterverbandes, und Städtebund-Präsident Matthias Stadler. "Organisieren Sie Impfstoffe, wir Ärztinnen und Ärzte kümmern uns darum, dass diese verimpft werden. Nutzen wir doch zuerst die vorhandenen Strukturen und lasten wir diese aus, bevor neue geschaffen werden."
Weiters wurde mitgeteilt, dass den niedergelassenen Medizinern der Impfstoff von Biontech/Pfizer entzogen werden solle, AstraZeneca sei aber bezüglich der Lieferung unzuverlässig, "weshalb noch weniger Impfstoff in den Ordinationen vorhanden wäre".
Die Ärzteschaft habe viel Erfahrung auch mit Vakzinen, die in der Logistik herausfordernd sind. Diese "zu nützen, wäre absolut sinnvoll und effizient. Ihnen ist es aber offensichtlich lieber, dieses Wissen zu ignorieren und bestens eingespielte Teams auszuschließen".
"Von Organisation keine Ahnung"
"Wer mitten in einer Pandemie gut funktionierende Impfstraßen in Gemeinden zerschlägt, um Impfzentren zu errichten, hat von Organisation in einer Krise nicht viel Ahnung", meinte die Grüne Landessprecherin Krismer Richtung Landeshauptfrau Johanna Mikl-Leitner, Pernkopf (beide ÖVP) und Gesundheitslandesrätin Königsberger-Ludwig. "Dass jetzt Gemeinden ihre Impfstraßen auflassen müssen, weil sie quasi feindlich von einer noch nicht geschaffenen Struktur übernommen werden, ist riskant", sagte Krismer. Im Übrigen sei sie von der geplanten Logistik "nicht überzeugt".