Warten in der Wachau: Verliebt, verlobt, verschoben
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Heiratswillige Paare hatten es im vergangenen Corona-Jahr mit der Hochzeitsplanung nicht leicht – und das bleibt auch heuer so. Ein kleiner Trost: besonders „schöne“ Hochzeitstermine, die leicht zu merken sind, gibt es heuer nicht. Sowohl der 21.2.2021 als auch der 21.12.2021 stellen zwar eine lustige Zahlenkombination dar, liegen aber außerhalb der bevorzugten Hochzeitszeiten. Der KURIER hat sich bei beliebten Hochzeitslocations in der Wachau umgehört, wie der Ausblick für die kommende Saison ist.
Bei der Hochzeitsplanung startet man am besten mit dem Termin. In der Burgruine Aggstein (Bezirk Melk) würden Paare gerne ein Datum aus ihrer persönlichen Beziehungsgeschichte wählen – wie etwa das erste Treffen, sagt Christine Jäger, die Verantwortliche für Tourismus und Management der Burgruine Aggstein. Dort ist im Rittersaal Platz für 100 bis 150 Personen. „Eine Feier mit nur zehn Personen in so einem großen Saal würde etwas traurig wirken“, sagt Jäger. Daher fanden im Vorjahr auch nicht um die 20 Hochzeiten – wie normalerweise – sondern nur vier statt. Zwei Paare seien auf Nummer sicher gegangen und hätten ihre Hochzeit überhaupt gleich auf einen Termin im Jahr 2022 umgebucht, berichtet Jäger. Ersatztermine habe man für alle gefunden, sagt sie.
Doppelt verschoben
Die sonst gern gebuchten Termine im Frühling oder im Frühsommer sind 2021 nicht so gefragt. Die meisten Paare, die 2020 ihre Hochzeit in Stift Göttweig planten, hätten diese in den Spätsommer oder Herbst des nächsten Jahres verschoben – nach dem Motto: „Wenn wir schon verschieben, dann gleich so richtig“, erzählt Pater Pius Nemes, Kirchenrektor von Stift Göttweig. Vereinzelte Paare seien optimistisch gewesen und hätten ihren Hochzeitstermin auf den Herbst 2020 verschoben, nur um ihn dann abermals aufgrund der Corona-Maßnahmen nicht wahrnehmen zu können, so Pater Pius. Die Unsicherheiten aus dem Vorjahr seien noch heuer zu spüren, betont Pater Pius. Verschobene Buchungen würden allerdings bevorzugt mit „vorläufig“ vermerkt werden.
Wer nicht mehr länger auf den großen Tag warten konnte, hat sich für die Feier im kleinen Kreis entschieden. Das haben im Vorjahr aber nur wenige Paare gemacht. Eine Trauung im Stift Göttweig findet im Schnitt mit 80 bis 120 Personen statt. Normalerweise heiraten 20 bis 25 Paare im Jahr. 2020 waren es nur drei. Diejenigen, die dort heiraten, würden das im großen Stil feiern wollen und daher lieber verschieben, anstatt das Fest im kleinen Kreis abzuhalten, so Pater Pius.
Durch das Coronavirus waren im März 2020 einen Monat lang alle Hochzeiten ausgesetzt. Auch jetzt im dritten Lockdown sind derartige Feste mit Gästen nur Wunschdenken. Wer es aber eilig hat, kann sich auch derzeit am Standesamt trauen lassen.
Seit einigen Jahren ist es in Österreich möglich, einander ohne Trauzeugen zu heiraten oder sich zu verpartnern. Dieses Angebot nutzen viele Menschen, sagt Claudia Spritzer, Leiterin Standesamts Baden.
Sollte das Paar minderjährige Kinder haben, dürfen sie mitgebracht werden. Wenn die beiden kein Deutsch oder Englisch verstehen, darf ein Dolmetscher bei der Zeremonie dabei sein. Sogar ein Fotograf sei erlaubt, sagt Spitzer.
Gründe für eine Hochzeit während des Lockdowns gäbe es viele. Manche genießen den Moment zu zweit. Andere hätten laut Spitzer geheiratet, weil Braut oder Bräutigam an einer unheilbaren Krankheit litt. Zudem gäbe es unterschiedliche rechtliche Konsequenzen: „Unverheiratet ist man im Krankenhaus nicht auskunftsberechtigt. Gerade in Krisenzeiten denkt man an so etwas“, sagt Spitzer.
Es gäbe aber auch Fälle, wo die Mutter eines Kindes fremde Staatsbürgerin ist und der Vater Österreicher. Da sei dann nur wenige Wochen Zeit für eine Hochzeit, weil das Kind nicht automatisch die österreichische Staatsbürgerschaft bekommt.
Die vielen Verschiebungen der Hochzeiten hätten es besonders für frisch verlobte Paare schwieriger gemacht, einen Termin zu finden, sagt Lisa Redl, Event-Verantwortliche der Domäne Wachau. Das Kellerschlössel der Domäne Wachau sei für die kommende Saison von Mai bis September nämlich schon früh ausgebucht gewesen. Dort werden bereits Termine fürs Jahr 2022 vergeben, sagt Redl.
In der Residenz Wachau seien kleinere Feste auch kein Thema, sagt Mario Pulker, der mit seiner Frau Stella den Betrieb führt. Normalerweise findet dort in der Saison jedes Wochenende mindestens eine Hochzeit statt. 2020 hätten dort nur zwei Brautpaare zueinander „Ja“ gesagt. Das ist zwar schade für die Verlobten, auf das Geschäft habe sich das aber nicht negativ ausgewirkt: „Wir waren wegen der Inlandsurlaube so stark ausgebucht, dass wir weder im Restaurant noch bei der Logis einen Einbruch hatten.“ Man habe auch viele Wochenurlauber beherbergt.
Für 2021 seien die Hochzeitsplaner noch sehr zurückhaltend, sagt Pulker. Man habe erst zwei Buchungen – eine im Juni und eine im Oktober. Ganz anders stellt sich das Bild im Schloss Luberegg dar, erzählt Eveline Pichler von dem Familienbetrieb: „Die Nachfrage ist echt gewaltig. Wir haben auch viele Anfragen für 2022.“ Dass im Vorjahr kaum Veranstaltungen stattfinden konnten sei zwar ein Drama, aber Pichler bleibt optimistisch. „Als Unternehmer, da muss man nach vorne schauen.“
Heiraten in Zeiten der Pandemie bleibt jedenfalls wie im Vorjahr mit Unsicherheiten verbunden. Wer sich binden will, hat also viel Zeit, das genau zu prüfen.
Von Verena Huber und Teresa Sturm