Chronik/Niederösterreich

Jahre nach dem Skandal: Multiversum wird verkauft

Fünf Jahre hat es gedauert, doch nun scheint es fix. Das Veranstaltungszentrum Multiversum in Schwechat wird verkauft – sofern am Donnerstag der entsprechende Gemeinderatsbeschluss gefasst wird. Die „Skandal-Halle“ hatte die Stadt aufgrund von Malversationen in Schulden gestürzt, zwei SPÖ-Bürgermeister stolperten über die Causa.

Nun soll das Multiversum mit Eventhalle, Gastro, Gesundheitszentrum und jenem Teil, in dem ein Supermarkt eingemietet ist, um kolportierte 20 Millionen Euro an ein Wiener Immo-Unternehmen gehen. Allerdings: Weil die Stadt eine Veranstaltungshalle braucht, soll diese von dem neuen Käufer dann für 30 Jahre zurückgepachtet werden.

Der Betrieb der Halle wiederum soll von einer renommierten Event-Firma übernommen werden. Durchgesickert ist auch der Preis: 500.000 Euro pro Jahr (plus anteilig die Betriebskosten) soll die Gemeinde die Pacht kosten. Derzeit schießt Schwechat jährlich 1,9 Millionen Euro ins Multiversum zu.

Die Zeichen, dass es diesmal zu einem Verkauf kommt, stehen gut. Denn FPÖ, Neos und die Liste „Gemeinsam für Schwechat“ erklärten gegenüber dem KURIER, den Antrag der SPÖ zu unterstützen. Die Grünen gaben sich zurückhaltend, allerdings hatten sie einst als Regierungspartner der SPÖ den Verkauf unterstützt.

"Mit dem Arbeitskreis, der einstimmig beschlossen hat, dass das Multiversum verkauft werden soll, verfolgen wir schon seit Jahren einen konsequenten Weg in diese Richtung und den wollen wir auch weiterhin gehen", sagt Grünen-Stadtrat Simon Jahn. Präveriert hätten die Grünen einen Teilverkauf. Ein solcher ist aber 2018 gescheitert, nachdem der Gemeinderat nicht zugestimmt hatte.

Heftige Kritik kommt jedoch von der ÖVP, die das „Familiensilber der Stadt“ verschleudert sehen und dem Verkauf nicht zustimmen wollen. Mit dem Pachtvertrag (samt Betriebskosten) würden erneut Belastungen auf die Stadt zukommen – ohne aber Eigentümer des Gebäudes auf 15.000 Quadratmetern Grund in „bester Lage“ zu sein, sagt VP-Stadtparteichef Toni Imre. Zudem würde nach Tilgung der Schulden kaum Geld für die Stadt übrig bleiben."Im Großen und Ganzen ist es ein Minusgeschäft", ist Imre überzeugt.

Stadt braucht Eventhalle

Tatsächlich könnten nach Abzug aller Kosten lediglich zwischen einer und drei Millionen Euro übrig bleiben, offiziell bestätigen wollte das niemand.

Immerhin, man sei Schulden und Haftungen in der Höhe von 25 Millionen Euro los, heißt es bei „Gemeinsam für Schwechat“. "Es ist kein Lotto-Sechser, aber immerhin dann abgeschlossen", sagt Obmann Michael Sicha. "Wir machen mit dem Verkauf zwar nicht das große Geschäft, aber es ist eindeutig eine Risikominimierung, dadurch, dass wir uns zum Beispiel nicht mehr um die Instandhaltung kümmern müssen", betont auch Neos-Gemeinderat Christoph Mautner-Markhof.

So sieht es auch Jahn. Immerhin würden die Erhaltungskosten der stadteigenen Gebäude das Budget durchaus belasten. Ein Gebäude wie das Multiversum samt Supermarkt lasse eine schnellere Abnutzung und dadurch höhere Erhaltungskosten erwarten. "Den Betrag den wir uns durch den Verkauf sparen, wollen wir den Ausbau unserer sozialen Infrastruktur investieren", sagt er.

Umfinanzierung und eine glatte Null

Die ÖVP fordert stattdessen eine Umfinanzierung der Kredite. Und zwar sollten diese auf die Restnutzungsdauer des Multiversum von mindestens 20 Jahren umgeschichtet werden. Damit würden sich die jährlichen Belstungen reduzieren, meint Imre. Mit den Mieteinnahmen der Räumlichkeiten und des Supermarktes könnte die Stadt mit null aussteigen anstatt jährlich Pacht bezahlen zu müssen.

Die Idee einer Umfinanzierung ist nicht neu. Eine solche wurde schon 2018 geprüft. Es habe schon damals keine gute Lösung gegeben, heißt es bei den Grünen (die damals noch in der Regierung waren).

SPÖ-Bürgermeisterin Karin Baier will sich zur Causa noch nicht äußern – auch wegen einer Verschwiegenheitsklausel. Warum die Stadt die Halle pachtet? „Eine Stadt wie Schwechat braucht eine Veranstaltungshalle. Ich habe nicht einmal einen Gemeindesaal“, so Baier.