Folgen der Flut: Aufräumen geht weiter, Ärger um Diebe, Geologen gesucht
Der Großeinsatz der Hilfskräfte nach der Flutkatastrophe in Niederösterreich ist noch lange nicht beendet. Allein im Bezirk St. Pölten wurden mehr als 2.600 Häuser durch die Wassermassen teils schwer beschädigt, auch 285 Betriebe sind betroffen.
Laut Bezirksfeuerwehrkommandant Georg Schröder brachen insgesamt elf Dämme, am vergangenen Wochenende waren noch 46 Haushalte ohne Strom.
Die Situation ist in Teilen des Landes also noch weiter sehr prekär. Am Montag berichtete Landeshauptfrau Johanna Mikl-Leitner, dass die Bezirke Tulln, St. Pölten-Land und St. Pölten-Stadt weiterhin als Katastrophengebiete gelten. "Bis alle Schäden beseitigt sind, wird es noch Wochen, wenn nicht Monate dauern", sagte die ÖVP-Politikerin.
Ersatzrate angehoben
Unterdessen wurden bereits erste Hilfen für die Betroffenen ausbezahlt, immer mehr Schadenskommissionen machen sich in den Gemeinden an die Arbeit. Wie der KURIER berichtete, wurde die Ersatzrate für Hochwasseropfer von bisher mindestens 20 Prozent auf mindestens 50 Prozent angehoben, in Ausnahmefällen kann der Ersatz bis zu 80 Prozent betragen.
82.000 Einsatzkräfte waren im größten Bundesland bei Kampf gegen die Flut bisher eingesetzt, unter ihnen auch 1.500 Soldaten. Die Herausforderungen, so Landesvize Stephan Pernkopf (ÖVP), seien nach wie vor groß. So haben bisher 180 Gemeinden Geologen angefordert, um etwa die Gefahr von Hangrutschungen zu analysieren. "Auch das muss abgearbeitet werden", betont Pernkopf.
Bahntunnel wurde gereinigt
Am vergangenen Wochenende waren zudem die Feuerwehren in den Tunnels auf der Westbahnstrecke unterwegs, um die Streckenabschnitte zu säubern und von den Schlammassen zu befreien. "Klar ist, dass durch das Wasser auch Technik beschädigt wurde. Wann die Bahn wieder den Normalbetrieb aufnehmen kann, ist noch unklar", sagte Feuerwehrchef Dietmar Fahrafellner.
Ein Abwasser-Notstand herrscht zudem noch immer im St. Pöltner-Stadtteil Pottenbrunn. Noch immer müssen viele Menschen zum Duschen oder Toilettengang in die herbeigeschafften Container gehen oder zum Hallenbad im Stadtzentrum fahren.
"Wir arbeiten auf Hochtouren daran, das Abwassersystem wieder zum Laufen zu bringen. Aber zuerst müssen dafür insgesamt rund 800 Schächte ausgepumpt und gereinigt werden, außerdem fehlen noch Ersatzteile, die wir für die Reparatur benötigen", sagte Bürgermeister Matthias Stadler (SPÖ) am Montag.
Kriminelle nutzen Leid der Opfer
KURIER-Informationen zufolge sind auch immer mehr kriminelle Banden unterwegs, um das Leid der Hochwasseropfer beinhart auszunutzen. Feuerwehren berichten von Ganoven, die sich als Einsatzkräfte ausgeben, um Spenden zu keilen. Andere erzählen von Diebesbanden, die in den Gärten unterwegs sind, um Gegenstände zu stehlen, die hier eigentlich zum Trocknen hingelegt wurden.
Die Folgen der katastrophalen Flut wird das Land also noch sehr lange beschäftigen.