„Goldene Generation“
Von Marlene Penz
Mit vier Goldmedaillen und zwei Silbernen bei der Senioren-Weltmeisterschaft in Sarajevo beendet Österreichs einziges Senioren-Radrenn-Team am vergangenen Wochenende die erste Saison.
„Besser hätte es kaum laufen können – mehr als zu gewinnen, kann man eigentlich nicht erwarten“, sagt Teammanager Herbert Lackner (81) aus Bärnkopf im Bezirk Zwettl. Er selbst holte beim Straßenrennen Gold in seiner Altersklasse. Für die 66 Kilometer und 1.500 Höhenmeter brauchte er „etwa vier Stunden“, genau wisse er es noch nicht, weil er nicht auf die Uhr gesehen hat. „Meine Finger waren so steif, als ich im Ziel angekommen bin, ich konnte gar nichts mehr machen. Man musste mir sogar aus den Schuhen helfen“, so Lackner. Das Wetter sei katastrophal gewesen, Nieselregen beim Start in Sarajevo und zwischendurch, Schneefall bei Minusgraden im Ziel, dem Zielhang von Olympia 1988, der Skistation Jahorina. „Ich kann mich nicht erinnern, je eine so harte Partie gefahren zu sein.“ Viele hätten ob der Bedingungen bei Steigungen bis zu 20 Prozent aufgegeben. Obwohl sich Lackner selbst als „Schönwetterfahrer“ bezeichnet, hat er sich gegen die Mitstreiter durchgesetzt. So wie drei seiner Teamkollegen im Crataegutt Seniors Racing Team, insgesamt starteten sieben von ihnen bei der UCI Gran Fondo Weltmeisterschaft.
Es ist die vom Weltverband für Radsport ausgerichtete Meisterschaft für Nicht-Profis ab 19 Jahren, die Altersstaffelung erfolgt in Fünfjahressprüngen. „Alle, die nicht Tour de France fahren, können mitfahren“, erklärt der Niederösterreicher. „In unserem Alter gibt es keine Profibewerbe mehr, deswegen ist das die Senioren-Weltmeisterschaft. Bei uns fährt alles mit, was Rang und Namen hat.“
Lackner nennt ein prominentes Beispiel: Jeannie Longo. Die französische Radrennfahrerin gilt als erfolgreichste aller Zeiten und ist noch mit 50 Jahren Tour de France gefahren. Bei der Senioren-Weltmeisterschaft hat die heute 62-Jährige Gold in ihrer Altersklasse geholt.
Kritik an Verbänden
Lackner und sein Team fahren damit an der Weltspitze mit bzw. vor ihr her. 42 Nationen waren heuer dabei. Betrachtet man den Medaillenspiegel hätten die Crataegutt Seniors bei einer Nationenwertung Platz drei hinter Italien und Frankreich belegt.
„Es ist sehr schade, dass der Österreichische Radsportverband Sportler über 60 Jahre vollkommen ignoriert“, sagt Lackner. Ab 60 Jahren gibt es bei den Bewerben keine Staffelung mehr. Für ihn macht es keinen Sinn da mitzufahren und sich mit 60-Jährigen zu messen. „Da mache ich keinen Stich, da fahre ich ja nicht mit, sondern nur hinten nach. Bei den Verbänden ist leider noch nicht angekommen, dass man als 70- oder 80-Jähriger noch fit ist und Rennen fährt.“ Dass ihre Erfolge nicht in der Sportberichterstattung Niederschlag finden würden, zeige, dass dieser Bereich ignoriert werde.
Dennoch ist die Freude über die Leistungen in ihrer ersten gemeinsamen Saison groß und die acht Sportler, im Schnitt 71 Jahre alt, gehen in die Winterpause. In der natürlich trainiert wird. Einige tun das am Heimtrainer, einige auf Mallorca und Herbert Lackner in Kenia, denn 2022 muss er in Trentino (Italien) seinen Titel verteidigen.