Gesellige Weinkost im Netz
In Zeiten der Pandemie trotzdem zur gemeinsamen Weihnachtsfeier oder zum Jahresabschluss einzuladen, ist für Firmen heuer schwierig. Zwei findige Unternehmerinnen aus dem Umfeld des Fachhochschulcampus in Wieselburg haben mit ihrem Online-Weinhandel einen Weg gefunden, die Korken trotzdem in Gemeinsamkeit knallen zu lassen. Sie organisieren gesellige virtuelle Weinverkostungen. Dabei sollen nicht nur feine Kellertrunke munden, sondern auch der Spaß nicht zu kurz kommen.
Das schon vor der Corona-Krise praktizierte Modell der Firma www.vinotaria.at, Weinliebhabern im Internet ausgesuchte Tropfen anzubieten und vor die Haustüre zu liefern, erfuhr im ersten Covid-Lockdown einen unerwarteten Aufschwung. Melanie Scholze-Simmel und Julia Aigelsreiter ergänzten ihr Unternehmen mit der digitalen Weinverkostung und nutzten dazu das Know-how des deutschen Start-ups Vinogether.
Das Duo, das zuvor mit der derzeit für einige Zeit nach Südamerika übersiedelten Katja Diewald ein Trio war, wickelte im Mai die erste digitale Verkostung ab. „Die virtuelle Weinprobe kann das gemeinschaftliche Erlebnisse in Kellern von Winzern nicht ersetzen. Aber wir ermöglichen, dass auch größere Firmen Anlässe für gemeinsame Feiern , etwa zu Weihnachten, anbieten können“, so Scholze-Simmel.
Der Ablauf ist einfach und unterhaltsam, wenn die Vorbereitung passt. Egal ob jemand, gemütlich auf der Couch sitzend, den Laptop zur Verkostung in Wien, Wieselburg oder Dublin aufschlägt, vor dem Event wurde er mit fünf 0,25 Literfläschchen mit Spitzenwein beliefert. Unter der Anleitung eines Winzers geht das kollektive „Online-Gluckern“ los.
Eigenfüllung
Den aus den besten österreichischen Rieden zusammengetragenen Verkostungswein füllen die Vinotaria-Damen über einen Winzer fachkundig ab. Die Viertelliter-Flaschen finden aber auch ohne die Verkostungsshows Anklang, weil man für den Genuss-Schluck am Abend nicht immer eine ganze Flasche öffnen muss.
Für Vinotaria dürften jedenfalls stressige Wochen anstehen. Vier feierliche Verkostungen, darunter für eine Firma, die auch Mitarbeiter in Russland beschäftig, sind bereits im Kalender eingetragen. Der neue Lockdown könnte die Nachfrage nach kollektiven Gaumenfreuden weiter steigern.