Flut zerstörte Heim für Behinderte in NÖ: Spendenaktion läuft
Von Michaela Höberth
Eigentlich war die Niederschlagsmenge im Vergleich zum Freitagabend überschaubar. 30 bis 50 Millimeter an Regenwasser prasselten am Sonntag auf die Bezirkshauptstadt Hollabrunn nieder, zwei Tage zuvor waren es 80 bis 100.
"Aber der Boden konnte nichts mehr aufnehmen, deshalb schoss das Wasser ungehindert das Gefälle hinab“, schildert Abschnittsfeuerwehrkommandant Markus Zahlbrecht.
Und es landete einmal mehr in den Gebäuden des Vereins Sonnendach, einer Behinderteneinrichtung. „Dabei war nach stundenlangen Einsätzen der Feuerwehr und vieler freiwilliger Helfer am Freitag und Samstag endlich alles aufgeräumt“, schüttelt die kaufmännische Leiterin, Sonja Dürnsteiner, angesichts der erneuten Schlammmuren auf dem Gelände den Kopf.
Wieder arbeiteten die Helfer der Feuerwehr sowie des Vereins die ganze Nacht durch, um die Gebäude möglichst schnell von Wasser und Lehm zu befreien.
Und auch am Montag wurden noch Möbel aus den Gebäuden geschleppt, Schmutz von den Böden und Wänden gewaschen und scheibtruhenweise Schlamm vom Grundstück entfernt.
Einsatz rund um die Uhr
„Der Keller war bis zur Decke gefüllt“, erzählt Dürnsteiner, während sie vorsichtig die glitschigen Stiegen hinabsteigt. Die Wassermassen hatten die Fenster eingedrückt. Spuren an den Wänden zeugen davon, wie hoch der Wasserpegel noch Sonntagnacht in den Räumen war.
Von den Möbeln, liebevollen Dekorationen und Unterlagen konnte nur wenig gerettet werden. „Wenn man einen völlig durchtränkten Aktenordner in die Hände nimmt, wird einem erst bewusst, was hier in den letzten Tagen geschehen ist“, sagt Dürnsteiner, die in den letzten drei Tagen gerade einmal sechs Stunden geschlafen hat.
Zeit zum Nachdenken blieb den Helfern kaum; auch am Montag hilft jeder, wo er kann, ungeachtet der unzähligen Einsatzstunden. „Dieser Zusammenhalt ist einfach unglaublich“, bedankt sich die Leiterin bei all jenen, die den Verein bei den Arbeiten unterstützt haben.
Fest steht aber schon jetzt: Das Sonnendach ist auf Spenden angewiesen, um den Betrieb weiterhin aufrechterhalten zu können. „Die meisten unserer Bewohner sind im Moment bei ihren Familien, fünf wurden in einem Wohntrakt untergebracht. Was wir brauchen, sind Spendengelder“, hofft Dürnsteiner auf Unterstützung.
Der KURIER hat für das Behindertenheim nun eine rasche Spendenaktion ins Leben gerufen (Kontonummer siehe unten).
Der KURIER hat das Spendenkonto „Notfallhilfe Hollabrunn“ eingerichtet, um der Behindertenhilfe Sonnendach rasch und unbürokratisch helfen
zu können.
IBAN: AT983200001000340307
Millionen-Schaden
Michael Höllerer, Generaldirektor der Raiffeisen-Landesbank NÖ/Wien, hat spontan 2.500 Euro an Unterstützung zugesagt. Geschäftsführer Richard Grasl hat für das KURIER-Medienhaus den gleichen Betrag gespendet. Diese Summe wird in den nächsten Tagen als Soforthilfe ausgezahlt.
Neben dem Sonnendach hat es auch die benachbarte Tennisanlage sowie den Reitstall und rund 100 Häuser getroffen. Die Schadenssumme kann Bezirkshauptmann Karl-Josef Weiss nur schätzen: „Es wird sich auf mehrere Millionen Euro belaufen“, ist er überzeugt.