Chronik/Niederösterreich

Flugpolizei: Eine Landflucht mit gehöriger Verspätung

Drei verschiedene Regierungen hat es benötigt, um das Projekt auf Schiene zu bringen. "Die schwierigsten Geburten bringen oft die besten Kinder zur Welt“, pflegt Wiener Neustadts Bürgermeister Klaus Schneeberger dazu zu sagen.

Mit einigen Jahren Verspätung ist am Montag die neue Einsatzzentrale der österreichischen Flugpolizei in Wiener Neustadt feierlich eröffnet worden. Nach dreijähriger Bauzeit wurde der Stützpunkt aus dem dicht bebauten Gebiet in Wien-Meidling auf das Gelände des Polizei-Sondereinsatzkommandos Cobra verlegt.

Kein Platz und viele Anrainer

Der Standort mitten in Wien war nicht mehr zeitgemäß: Es herrschte akuter Platzmangel für neue Hubschrauber, dazu kamen fehlende Ausbaumöglichkeiten, kein Nachtflugbetrieb sowie eine dezentrale Flugschule weit außerhalb in Bad Vöslau (NÖ) – alles entscheidende Faktoren für den Standortwechsel. 

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Kickl hatte andere Pläne

Dass die Umsetzung länger als geplant gedauert hat, hatte politische Gründe. Nachdem im Mai 2017 der damalige Innenminister Wolfgang Sobotka und Landeshauptfrau Johanna Mikl-Leitner (beide ÖVP) eine feierliche Grundsteinlegung in Wiener Neustadt vorgenommen hatten, kippte Sobotkas Nachfolger Herbert Kickl (FPÖ) plötzlich die Pläne.

Er hatte den Standort in Schwechat favorisiert. Obwohl damals schon eine halbe Million Euro an Steuergeld in die Planungen geflossen waren. Nach Kickls Abgang als Minister und einer Übergangsregierung wurde Karl Nehammer (ÖVP) Innenminister und die ursprünglichen Pläne wieder aufgenommen.

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Die Nachdenkphase hatte allerdings Auswirkungen auf den Budgetplan. Durch den Stillstand, die Corona-Pandemie und die Ukrainekrise, sei es zu einer wesentlichen Teuerung gekommen, erklärt der Geschäftsführer der Bundesimmobiliengesellschaft (BIG), Gerald Beck.

Aus den ursprünglich 15 Millionen Euro sind 26,1 Millionen Euro geworden.  Die neue, zweigeschoßige Hangaranlage mit einer Gesamtfläche von rund 6.250 Quadratmetern beherbergt den Wartungsbetrieb, die Hubschrauberschule sowie den Stützpunkt der Flugpolizei samt Einsatzzentrale.

Hinter dem Flughangar sind Werkstätten und Lagerräume für die Wartung der Maschinen, Lehrsäle und Büroräume untergebracht. Die Landeplätze vor dem Hangar verfügen über ein Unterflur-Betankungssystem.

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Neben der neuen Einsatzzentrale in Wiener Neustadt bleibt der Flugpolizei-Stützpunkt in Wien-Schwechat und die Flugschule am Flugplatz Bad Vöslau erhalten. Auch in Meidling wird es weiterhin einen Landeplatz für wichtige Einsätze geben, erklärt der Direktor für Spezialeinheiten im Innenministerium (DSE), Bernhard Treibenreif.

Was das  Areal der Meidlinger Kaserne anbelangt, hat die aktuelle Regierung laut Innenminister Gerhard Karner ein neues Sicherheitszentrum geplant. Ob diese Pläne auch nach der Nationalratswahl am 29. September so fortgeführt werden, hängt mitunter vom Ergebnis ab.

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In Meidling sollen in Zukunft zahlreiche Polizeieinheiten Platz finden. Genannt werden unter anderem die Direktion Staatsschutz und Nachrichtendienst (DSN), das Bundeskriminalamt, das Bundesamt für Korruptionsbekämpfung und Korruptionsprävention, die Direktion digitale Services, eine Cyberabwehr sowie ein Cyberlagezentrum.

Außerdem soll die Wiener Einheit der Cobra sowie Observationseinheiten einen Standort auf dem Areal erhalten. Durch die Zusammenführung an einen Platz sollen "Ermittlungskompetenzen gebündelt und die Reaktionsfähigkeit beispielsweise bei Amokläufen oder Terroranschlägen verbessert werden", heißt es im Innenministerium.