Flucht vor den Nazis: Ehrung der Helden von Wiener Neustadt
Von Patrick Wammerl
Es war ein waghalsiger Flug für die Geschichtsbücher und eine schallende Ohrfeige für die Nazis. Mit einem am Fliegerhorst in Wiener Neustadt gekaperten Kampfbomber wagten zwei polnische Zwangsarbeiter im August 1943 die Flucht vor der Schreckensherrschaft der Nationalsozialisten.
Leider fand das mutige Vorhaben von Stanislaw Krasoni und Ludwig Michalski in einem Waldstück ein jähes Ende. Die gekaperte Junkers JU 88A der Luftwaffe zerschellte in einem Waldstück beim Bahnhof Zöbern-Ausschlag in der Nähe von Aspang (Bezirk Neunkirchen).
Flucht wurde erforscht
Die beiden Polen starben, ihr Flug für die Freiheit ist aber dank Hobbyhistorikern wie dem Wiener Neustädter Max Stiglbauer und Heeresoffizier Markus Reisner unvergessen.
Sterbliche Überreste untersucht
Das anonyme Kriegsgrab der beiden polnischen Freiheitskämpfer war im Vorjahr unter der Direktive des Innenministeriums untersucht worden. Dabei konnten die sterblichen Überreste den beiden Männer zugeordnet werden. Die schmucklose und völlig verwahrloste Ruhestätte von Krasoni und Michalski wurde restauriert und die Namen der Kriegshelden im Grabstein verewigt.
Letzte Ehre durch polnische Delegation
Dieser Tage war der Friedhof in Unteraspang Schauplatz eines beinahe staatsmännischen Aktes. Eine Delegation polnischer Streitkräfte verschiedenster Einheiten wie der Akademie der Landstreitkräfte, vom Garnisonskommando Warschau, der Marineakademie Gdynia oder der Militärischen Luftfahrtakademie versammelte sich, um am Grab ihrer Landsleute Kränze niederzulegen.
Der polnische Militärattaché Oberst Krzysztof Makarewicz würdigte den Widerstand der beiden tapferen Zwangsarbeiter, die ihre Flucht mit dem Leben bezahlten.
Max Stiglbauer, von Brotberuf Arzt in Wiener Neustadt, konnte als Hobbyhistoriker den Absturzort der Junkers verifizieren, Originalkarteikarten der beiden Opfer im Glowna-Institut in Warschau ausfindig machen, sowie die Verlustanzeige des Flugzeugs im österreichischen Staatsarchiv aufstöbern.
Zeuge sah den Absturz
Außerdem machte er noch den Zeitzeugen Karl Tauchner aus Aspang ausfindig. Der mittlerweile verstorbene Einheimische sah den Kampfflieger im August 1943 abstürzen. Er eilte noch zum brennenden Wrack.
Den beiden Insassen war jedoch nicht mehr zu helfen. Mit der Restaurierung der völlig verwahrlosten Ruhestätte von Stanislaw Krasoni und Ludwig Michalski wollte man sicherstellen, dass "diese einzigartige Geschichte und die Helden nie in Vergessenheit geraten werden“.