EU bremst Öko-Mittel gegen Maisschädling
Eine Reduktion der chemischen Pflanzenschutzmittel um 50 Prozent hat die EU-Kommission bis 2030 vorgegeben. In der Praxis behindern aber die eigene Bürokratie und wohl auch Lobbyismus innovative Produzenten und die Landwirtschaft bei der Nutzung umweltschonender Alternativen. Ein aktuelles Beispiel liefert eine niederösterreichische Firma, die mit natürlichen Mitteln den Maiswurzelbohrer außer Gefecht setzen will. Die auf Jahre angesetzte Zulassungsphase der EU-Behörde für Lebensmittelsicherheit (EFSA) verhindert aber rasche Erfolge.
Binnen zwei Jahrzehnten wurde der aus den USA eingeschleppte fünf Millimeter große Maiswurzelbohrer zu einem der „Super-Schädlinge“ in der heimischen Agrarwirtschaft. Milliardenschäden hat die europäische Landwirtschaft mittlerweile hinnehmen müssen. Dazu verschärft der Klimawandel mit Hitzetagen und Unwettern den Druck auf die Pflanzen, die noch anfälliger auf Krankheiten und Schädlinge werden. Pflanzenschutz ist jedoch unumgänglich, um die Versorgungssicherheit zu garantieren. Der durch seine gefräßigen Larven bei den Bauern gefürchtete Maiswurzelbohrer ist auch in der heftig geführten Debatte über den Neonicotinoid-Einsatz ein Hauptdarsteller.
Gefahrlos
Das Unternehmen Lithos Natural nutzt natürliche Trägerstoffe, wie das Mineral Zeolith, und versetzt es mit ebenso natürlichen Pheromonlösungen, um damit die Sexualtriebe des Minikäfers so zu verwirren, das es zu keiner Fortpflanzung kommt. „Unsere Produkte hindern die Schädlinge in ihrer Fortpflanzung, ohne sie zu töten. Sie wirken hundertprozentig artspezifisch und haben keinerlei Einfluss auf andere Tiere, Menschen oder die Umwelt“, versichert der Firmeneigentümer der Lithos Crop Protect GmbH., Franz Reitbauer. 2019 wurde sein Unternehmen, das im Enns-Donauhafen hochwertige Mineralprodukte für die Landwirtschaft und die Industrie erzeugt, von der EU für die Entwicklung des Maisschädlingsprojekts mit einer Innovationsförderung unterstützt.
Doch, dass das erfolgreich entwickelte Präparat nun einen langen bürokratischen Hürdenlauf vor sich hat und weiterhin Tonnen von schädlichen Pestiziden ausgebracht werden müssen, stößt nicht nur bei Firmenchef Reitbauer auf Unverständnis. Landwirtschaftsministerin Elisabeth Köstinger (ÖVP) ist verärgert und stellt sich voll hinter den innovativen Unternehmer.
Unverständnis
„Die Frage wird nicht sein ob, sondern wie, beziehungsweise welchen Pflanzenschutz wir verwenden. Die EU-Kommission widerspricht sich dabei in ihren Aussagen. Auf der einen Seite will man Pflanzenschutzmittel verbieten und auf der anderen Seite verschleppt man Zulassungen von natürlichen Pflanzenschutzmitteln“, sagt sie. Für diesen Widerspruch habe sie kein Verständnis, richtet die Ministerin eine scharfe Depesche Richtung Brüssel.
Als fast zynisch wird empfunden, dass ein EU-Gesetz sogar bereits die Bedeutung natürlicher Pflanzenschutzmittel unterstützt und auch vorgibt Zulassungsverfahren für Wirkstoffe mit geringem Risiko auf die Umwelt zu beschleunigen. Das Gesetz findet in der Praxis allerdings keine Anwendung. Derartige Innovationen müssen auf europäischer Ebene viel mehr unterstützt werden, fordert Köstinger.