Chronik/Niederösterreich

Demo in Weikendorf: Muslime wollen Vorurteile abbauen

Die Causa Weikendorf zieht immer weitere Kreise: Während die niederösterreichische Grundverkehrskommission nun entscheidet, ob die palästinensische Familie Abu El-Hosna im Ortsteil Dörfles ein Haus kaufen darf, kündigen muslimische Politaktivisten für kommenden Sonntag eine Demonstration in der Weinviertler 2000-Seelen-Gemeinde an.

Das Motto sei "So ist Weikendorf nicht Miteinander reden", erklärt Mitorganisator Muhammed Yüksek, warum man sich am 30. Juni von 15 bis 18 Uhr zu einer Standkundgebung auf dem Rathausplatz des Ortes versammeln will. Es gehe darum, den Dialog mit der örtlichen Bevölkerung zu suchen und Vorurteile abzubauen. 

Der ÖVP-Bürgermeister von Weikendorf, Johann Zimmermann, hatte den Zuzug der palästinensischen Flüchtlingsfamilie ja mit Verweis auf deren Religionsbekenntnis abgelehnt. „Die unterschiedlichen Kulturkreise der islamischen sowie der westlichen Welt“ würden „in ihren Wertvorstellungen, Sitten und Gebräuchen weit auseinander liegen“, betonte er in einer Erklärung an die Grundverkehrsbehörde.

Dem widersprach zuletzt Landeshauptfrau Johanna Mikl-Leitner in der ORF-Pressestunde. Religion sei kein Ausschließungsgrund, betonte sie.

"Bewährte österreichische Gesprächskultur"

Die beiden Organisatoren der Demo Muhammed Yüksek, der in Wien-Favoriten für die SPÖ aktiv ist, und Mustafa Durmus, roter Gewerkschafter aus Graz glauben, der Familie mit der Aktion helfen zu können. Mit ihrem SPÖ-Engagement habe diese aber nichts zu tun, betonen beide. Es handle sich um eine Privatinitiative. "Bündnispartner" seien "herzlich willkommen".

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"Wir zählen auf unsere österreichische Gesprächskultur", erklärt Durmus. "Wenn es Ängste und Sorgen gibt, redet man miteinander und nicht übereinander."

In dieselbe Kerbe schlägt Yüksek: "Wenn Ängste bestehen, gehören sie abgebaut und abbauen können wir sie nur, indem wir miteinander reden. So unterschiedlich sind wir nicht."

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"100-prozentig negativ für die Familie"

In Weikendorf stehe man der Demo zwar gleichgültig gegenüber, erklärt ÖVP-Vizebürgermeister Robert Jobst. Jeder habe das Recht, seine Meinung zu äußern. In der "emotional aufgeladenen Situation" bezweifelt er aber einen Nutzen für die Abu El-Hosnas. Im Gegenteil: "Das wirkt sich 100-prozentig negativ für die Familie aus. Dann will sie hier gar niemand mehr."

Dass der Zuzug der Palästinenser ursprünglich mit Verweis auf deren Religionsbekenntnis abgelehnt wurde, sei eine "unglückliche Wortwahl" gewesen, meint Jobst. Die Gemeinde habe aber nach wie vor kein wirtschaftliches, soziales oder kulturelles Interesse daran, dass die Familie hierher ziehe. Zudem lebe sie erst seit neun Jahren in Österreich zu kurz laut Grundverkehrsgesetz.

"Beruhigung wäre ratsam"

Von der Sinnhaftigkeit der Demo ist aber auch innerhalb der muslimischen Gemeinde nicht jeder überzeugt.

Zwar zeige man sich mit der Familie solidarisch, heißt es etwa bei der Islamischen Glaubensgemeinschaft (IGGÖ). Schließlich sei diese Form der Diskriminierung aufgrund religiöser Zugehörigkeit verfassungswidrig. Auch begrüße man die Solidarität der Zivilbevölkerung. "Wir geben aber zu bedenken, dass gerade in einem Wahlkampf wie diesem jede Aktion besonders ruhig, feinfühlig und deeskalierend sein muss."

Gegen die Kundgebung ist der muslimische Wiener Gemeinderat Omar Al-Rawi, der die Causa Weikendorf publik machte. Zwar hege er "Sympathien für jegliches Engagement gegen Ausgrenzung und Islam-feindliche Aussagen". Im konkreten Fall sei er aber dagegen, "eine kleine Gemeinde mit so etwas zusätzlich zu belasten". Jetzt sei eher Beruhigung ratsam zumal die Familie nach wie vor eine Übersiedlung nach Dörfles plane.

Brief an Kanzlerin Bierlein

Die Familie erhofft sich indes Hilfe von der Übergangsregierung. In einem Brief an Kanzlerin Brigitte Bierlein bittet Vater Khalid Abu El-Hosna um die Möglichkeit eines persönlichen Vorsprechens.

Ob man an der Kundgebung am Sonntag teilnehme, müsse erst entschieden werden, sagt er.