Corona-Krise verschärfte die Belastung der Frauen
„Frauen sind die Heldinnen der Krise, doch den Heldinnen geht die Luft aus.“ Eine dramatische Auflistung an physischen, psychischen und wirtschaftlichen Be- und Überlastungen der Frauen im Zuge der Corona-Krise lieferte das NÖ Armutsnetzwerk.
Die von 26 Organisationen aus dem Sozialbereich und der Politik getragene Organisation stellte im Vorfeld des internationalen Frauentages die noch immer sehr deutliche wirtschaftliche und gesellschaftliche Ungleichstellung der Frau an den Pranger.
Größere Belastung
Die Krise hat die Frauen in einem weit größeren Ausmaß belastet, als die Männer, berichtete die Vizepräsidentin der AKNÖ, Gerda Schilcher. Studien zeigen, dass Frauen derzeit übermäßig stark von Arbeitslosigkeit betroffen sind, weil sie in besonders schwer getroffenen Branchen, wie Gastronomie oder Handel gearbeitet haben. Zudem sind Frauen aber auch in systemrelevanten Bereichen wie der Pflege, der Kinderbetreuung und dem Handel außerordentlich belastet.
Schilcher zitierte auch Studien, die zeigten, dass Frauen beim krisenbedingten Zeitaufwand für Kinderbetreuung im Homeschooling und bei der Hausarbeit weit stärker belastet wurden als ihre Männer. Die Lebenszufriedenheit der Frauen sei deutlich gesunken. In einer AK-Studie zum Lockdown gaben 63 Prozent der Eltern an, durch Homeschooling sehr oder ziemlich gestresst gewesen zu sein, berichtete Schilcher. 37 Prozent waren der Meinung, dass sich ihre psychische Verfassung in der Krise verschlechtert habe.
Im Bereich der psychischen Gesundheit lieferte Alexandra Koschier, von der Frauenberatung „Lilith“ in Krems alarmierende Zahlen. Depressionen und Angstzustände stiegen rund um die Lockdowns stark an. 20 Prozent der Österreicherinnen seien bereits betroffen.
Frauenberatung
„Unsere Beratungsthemen zeigten Überlastung, Planungsunsicherheit, Abhängigkeit, fehlenden Handlungsspielraum und Gewalt“, so Koschier. Besonders das Gewaltrisiko für Frauen sei gestiegen. Koschier forderte den dringenden Ausbau niederschwelliger Beratungsangebote für Psychotherapie und Wohnraum.
Ursula Dullnig vom Flüchtlingsdienst der Diakonie rückte das Schicksal von Frauen mit Migrations- und Fluchtgeschichten in den Fokus. Vor allem Mütter, die schon vor der Krise mit Diskriminierung und Mangel leben mussten, hätten es noch schwerer, sagte sie. Wenig erbauliche Berichte, die Barbara Bühler vom Armutsnetzwerk zu einem Appell bewegten: „Was die Krise zeigt, wird nicht von selber gut. Weil es schon vorher da war“.