Chronik/Niederösterreich

„Bye, bye, Kraftwerk Peisching“: 110 Meter hoher Fabriksschlot ist gefallen

Er war so etwas wie ein Wahrzeichen der Stadt Neunkirchen und ein Industriedenkmal der Region. 60 Jahre nach der Errichtung des Kohlekraftwerks in Peisching ist der 110 Meter hohe Schlot vor der malerischen Silhouette des Schneebergs seit Donnerstag Geschichte. Im Zuge des Abrisses der alten Industrieruine wurde der Kamin dem Erdboden gleich gemacht. Zum Schutz vor dem nahen Umspannwerk konnte der Schornstein nicht gesprengt werden. Stattdessen wurde der Koloss abgetragen und mit einer speziellen Seilsäge kontrolliert zum Einsturz gebracht.

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Das Kohlekraftwerk Peisching war in den 1960er-Jahren ein Art Symbol für den industriellen Fortschritt. Energiekrise hin oder her, der monströse Bau samt Schlot wird von der EVN für immer dem Erdboden gleich gemacht. Im Vorjahr hat sich der Energiekonzern dazu entschieden, das riesige Areal bei Neunkirchen "sinnvoller" zu nutzen.

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Ein Grund für die Errichtung des Kraftwerks war die Erhaltung des Bergbaus im Grünbacher Kohlerevier und die Absicherung der Arbeitsplätze. Der Kohleabbau wurde aber überraschend eingestellt und das Kraftwerk auf Gasbetrieb zur Energieerzeugung umgestellt, bis es 1987 zur Stilllegung kam. Da der Standort aber von Beginn an auch als Leitwarte für das Stromnetz diente, wurden die Netzanlagen bis 2008 von der EVN Tochter „Netz NÖ“ weiter betrieben.

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In den vergangenen Monaten haben Bagger die alten Öltanks niedergerissen. . „Die großen Maschinen, wie Turbine und Generator wurden aus dem Maschinenhaus gezogen und händisch so weit zerteilt, dass sie von sogenannten Weiterverarbeitern wie z.B. Stahlwerken angenommen werden können“, erzählt EVN-Sprecher Stefan Zach. Laut EVN kann ungefähr 90 Prozent des gesamten Objekts recycelt werden. Die alten Tanks beispielsweise werden gereinigt und kommen in die Stahlschmelze. Der Standort selbst wird für den Konzern zu einem wichtigen "Energieknotenpunkt".

Photovoltaik-Park und Holzlager

Das drei Hektar große Areal wird als zentraler Holzlagerplatz für alle EVN-Biomasseheizwerke südlich von Wien genutzt. Auf der restlichen Fläche entsteht in den kommenden Monaten ein riesiger Photovoltaik-Park. Die Flächen sind landwirtschaftlich nicht nutzbar und damit für die großflächige Sonnenstromerzeugung „prädestiniert“, erklärt EVN-Sprecher Stefan Zach. . Mit der geplanten Anlage können mehrere Tausend Haushalte in der Region mit erneuerbarem Strom aus Sonnenenergie versorgt werden.