Breitenfurt: Bürger sagen "Nein“ zu Ärztezentrum auf grüner Wiese
Von Patrick Wammerl
Höhepunkt der monatelangen Debatte war vor einigen Tagen Armin Assingers "Stinkefinger“. Der Ex-Skistar hatte die Infoveranstaltung in Breitenfurt rund um den Bau eines neuen Primärversorgungszentrums (PVZ) sowie von rund 300 Wohnungen moderiert – und kurzzeitig die Nerven verloren.
Am Sonntag haben 5.000 stimmberechtigte Bürger der Wienerwald-Gemeinde im Zuge einer Volksbefragung über das Projekt "Wiesenpark“ (www.wiesenparkbreitenfurt.at) abstimmen können. 71 Prozent haben davon Gebrauch gemacht. Eine klare Mehrheit stimmte gegen die Pläne.
Ergebnis im Detail
Die erste Frage, ob die Gemeinde die als Bauland-Kerngebiet gewidmeten Flächen zur Gänze freigeben soll, beantworteten 62,35 Prozent mit "Nein“ und 37,65 Prozent mit "Ja“.
Die Beantwortung der zweiten Frage, ob die Gemeinde einen Bebauungsplan erlassen soll, damit das Primärversorgungszentrum und maximal 310 Wohnungen/Geschäfte darauf errichten werden können, fiel knapper aus. 56,77 Prozent waren dagegen, 43,26 Prozent dafür. Wie die Gemeinde allerdings bereits im Vorfeld angekündigt hat, ist das Ergebnis "politisch nicht bindend“.
Das bestehende Primärversorgungszentrum in Breitenfurt sei schlichtweg zu klein geworden. Für den im PVZ tätigen Notfallmediziner und Bürgermeister von Laab im Walde, Peter Klar, kommt aktuell kein anderer Standort in Frage, als der "Wiesenpark“ (frühere EVN-Wiese). Wird die Primärversorgungseinheit nicht in Breitenfurt gebaut, würden "lediglich zwei Kassenplanstellen für Allgemeinärzte in der Gemeinde verbleiben“, der dritte Kassenvertrag ist an das Versorgungszentrum gebunden. Ein "Nein“ zum Projekt habe deshalb "negative Folgen für die Gesundheitsversorgung der Region“.
Die Angst habe gesiegt
"Die Angst vor Veränderung hat gesiegt. Wir werden uns für eine starke und zukunftsfähige Primärversorgung einzusetzen. Nur durch mutige und durchdachte Veränderungen können wir sicherstellen, dass alle Menschen Zugang zu einer qualitativ hochwertigen, wohnortnahen medizinischen Versorgung haben“, erklärte Klar nach der Volksbefragung.
Leider zeige sich in der aktuellen Debatte ein verbreiteter Irrglaube, so der Mediziner. "Wer nichts verändert, glaubt, dass alles bleibt, wie es ist. Doch Stillstand bedeutet Rückschritt. Unsere Aufgabe ist es, die Weichen so zu stellen, dass das Gesundheitssystem nicht nur die Herausforderungen von heute, sondern auch die von morgen bewältigen“, erklärt Peter Klar.
ÖVP, SPÖ und Neos befürworten das Projekt, die Grünen hatten sich dagegen gestemmt – erfolgreich, wie sich zeigt. "Die Volksbefragung hat gezeigt, dass die Mehrheit das Projekt auf dem Grundstück ablehnt. Nun gilt es, die vielfältigen Faktoren sorgfältig zu prüfen. Wir respektieren diese demokratische Entscheidung der Bevölkerung und gemeinsam im Gemeinderat werden wir die nächsten Schritte beraten, um eine Lösung zu finden, die den Bedürfnissen und Wünschen unserer Gemeinde gerecht wird“, sagte Bürgermeister Wolfgang Schredl (ÖVP).
Denkzettel
Für Larissa Putz von der Bürgerinitiative "Zukunft Breitenfurt" ist der Ausgang der Volksbefragung ein "Denkzettel für den derzeitigen Gemeinderat". Sie hatte über 1.000 Unterschriften gegen das Projekt gesammelt. "Die Wahlbeteiligung zeigt, wie wichtig diese Wiese für unseren Ort ist. Jetzt gilt es mit diesem Ergebnis verantwortungsvoll umzugehen", sagt Putz.
Die Bürgerinnen und Bürger hätten "gegen das Projekt, aber auch gegen diese Vorgehensweise gestimmt. Jetzt beginnt unsere Arbeit für Breitenfurt", erklärt Putz.