Betretungsverbot wird in NÖ achtmal täglich ausgesprochen
Vier der österreichweit 25 Frauenmorden ereigneten sich heuer in Niederösterreich. 2.413-mal, also im Schnitt achtmal pro Tag, mussten heuer bereits Polizisten gegen meist gewalttätige Männer Betretungs- und Annäherungsverbote aussprechen. Trotz flächendeckender Beratungs- und Anlaufstellen für Frauen, die von Gewalt bedroht sind, bleibt das Thema hochbrisant.
Mit einer Info-Kampagne wird in den „16 Tagen gegen Gewalt an Frauen“ (25. November bis 10. Dezember) auf das erschreckende Thema aufmerksam gemacht, kündigen die Landesrätinnen Christiane Teschl-Hofmeister (ÖVP) und Ulrike Königsberger-Ludwig (SPÖ) an.
„Gewalt gehört verhindert, dazu braucht es aber auch eine Gesellschaft, die sie nicht zulässt“, fordert Teschl-Hofmeister. Sie stellt Zivilcourage in den Fokus. Nachbarn, Freunde und Beobachter hätten das Recht, sich bei Gewaltsituationen einzumischen. Fast jeder Femizid habe eine bedrückende Vorgeschichte in Beziehungen, erklären die Landesrätinnen.
Keine Privatsache
„Häusliche Gewalt ist nicht privat und geht die gesamte Gesellschaft an“, so Königsberger-Ludwig. Ein Sohn, ein Bruder und ein Ex-Lebensgefährte sind etwa bei den heuer in NÖ passierten Morden die Hauptverdächtigen.
Unter den aktuellen Maßnahmen wurde eine eigene Profilbild-Vignette für Social Media-Nutzerinnen angekündigt. Die Handelskette Spar wird auf Kassabons Anlaufstellen für den Gewaltschutz verbreiten. Und über die Bildungsdirektion sowie die Ärzte- und Apothekerkammern werden Plakate verbreitet.
Anti-Gewaltfahnen
Weiters wird es eine Medienkampagne geben und ein Gemeinde-Infopaket mit Know-how zur Durchführung von regionalen Runden Tischen geben. Bislang 150 Gemeinden hätten beim Land bereits neu gestaltete Fahnen bestellt, die während der Antigewalttage gehisst werden, berichtet Teschl-Hofmeister. Mit Zitaten einer 42-jährigen Anwältin, die von einer Gewaltbeziehung betroffenen war oder einer 52-Jährigen, die aufgeklärt werden musste, dass Vergewaltigung auch in der Ehe eine kriminelle Tat ist, zeigt Elisabeth Cinatl, die Sprecherin der NÖ Frauenberatungsstellen, reale Lebenssituationen von Frauen auf. Sie kritisiert, dass die Präventionslast bei den Frauen, aber nicht bei den Tätern verortet ist.
Auf 80,7 Prozent ist 2022 die Auslastung der 58 Zimmer in den sechs nö. Frauenhäusern gestiegen. Bis 2027 werden 17 neue Übergangswohnungen für bedrohte Frauen und Kinder geschaffen, kündigt Königsberger-Ludwig an.