Bauern als Straßengegner unterstützten Klimaprotest vor nö. Landhaus
Mit überschaubarer Beteiligung, aber umso größerer Euphorie ging beim Fridays for Future-Protestcamp vor dem nö. Landhaus in St. Pölten eine neuerliche Kundgebung samt Traktordemo über die Bühne.
Mittwochfrüh fuhren sechs mit Protestschildern ausstaffierte Ackerschlepper auf, die speziell den Protest gegen neue Straßenprojekte, wie die S34 im Süden von St. Pölten und die Ostumfahrung von Wiener Neustadt, dokumentieren sollten.
Friedliche Demonstration
Lautstark, aber friedlich, ließen etliche Dutzend Aktivisten, unterstützt von etlichen Megafonen, bekannte Parolen durch das Landhausviertel schallen. Klimaschutz, Gas-Fracking, Bodenschutz und der Protest gegen die beiden geplanten Straßenprojekte waren die Themen der Parolen.
Auch „Landtagswahl ist Klimawahl“ als Hinweis auf die am Sonntag anstehende Landtagswahlen waren zu hören. Seit vergangenen Sonntag campieren ja junge Klimaschützer der Fridays for Future-Bewegung von dem St. Pöltner Landhaus.
„Wann, wenn nicht jetzt“, sagte die in St. Pölten angereiste Klimawissenschafterin Helga Kromp-Kolb im KURIER-Gespräch auf die Frage, ob so eine Aktion so kurz vor der Wahl noch Sinn mache. In einer Pressekonferenz forderte sie, dass die Landtagswahl zu „einem großen Sprung vorwärts“ verhelfen könnte.
Ressourcen
Gerade NÖ besitze ungeheure Ressourcen für die Erzeugung von erneuerbarer Energie, weil die Flächen dafür vorhanden seien, sagte die Forscherin. „Eine Wende bedeutet keinen Sprung ins kalte Wasser und sei mit keinem Risiko verbunden“, zeigte sich die Meteorologin überzeugt. Man kenne die notwendigen Technologien und Verfahrensweisen. „Was hindert Niederösterreich daran“, fragte sie. Es wäre schön, würde die Landtagswahl am Sonntag einen „Neustart bringen“, nicht nur für das Bundesland, sondern österreichweit, wünschte sie sich.
Kromb-Kolb unterstützte auch die Kritik am Straßenbau, den schon zuvor eine Sprecherin von Fridays for Future kundtat. In den vergangenen 30 Jahren sei es lediglich gelungen die Emissionen um 30 Prozent zu senken, „dass muss künftig jedes Jahr gelingen“, forderte Alina Koller. Neue Straßen hätten die doppelte negative Wirkung, weil sie Emissionen anziehen und Flächen versiegeln, kritisierte auch Kromp-Kolb.
Betroffene Landwirte
Die Landwirte Andreas Hieger aus St. Pölten und Johann Gribits aus Lichtenwörth im Bezirk Wiener Neustadt lieferten dann Fallbeispiele, wie sie und die Landwirtschaft durch den geplanten Bau der S34 und der Ostumfahrung unter Druck geraten. Die S34 würde 150 Hektar an wertvollem Ackerboden verbrauchen, 100 Grundbesitzer, davon 40 Landwirte, wären betroffen, berichtete Hieger. Immer wenn die Wirtschaft es verlange, müssten die Bauern Boden opfern, erklärte er. Dabei sollte die gesunde Ernährung der Bevölkerung im Vordergrund stehen.
In dieselbe Kerbe schlug Biobauer Gribits in Kerbe. Weil in Wiener Neustadt alles zubetoniert sei, müssten Bürger und Bauern in Lichtenwörth für die Ostumfahrung herhalten. Die Betonierungswut muss ein Ende haben. Wirksamer Klimaschutz ist gefragt“, forderte Gribits.