Chronik/Niederösterreich

Baustelle statt Grünland? In Sulz im Wienerwald regt sich Widerstand

Es ist ein idyllischer Blick von der Friedhofgasse am Rande der Ortschaft Sulz im Wienerwald im Bezirk Mödling. In Richtung Ortszentrum liegt eine rund drei Hektar große Grünfläche, die derzeit landwirtschaftlich genutzt wird. Dass sich dies in absehbarer Zeit ändern könnte, befürchtet jedoch Anrainerin Katerina Schilling. Und nicht nur sie.

Umwidmung geplant?

Denn im regionalen Raumordnungsprogramm, das die grundsätzliche Nutzung der Flächen im Bezirk Mödling festlegen soll, ist geplant, die Siedlungsgrenze im Bereich dieser Grünfläche in Sulz zu verschieben. Das bedeutet, dass danach eine Umwidmung von derzeit Grünland-Freihaltefläche auf Bauland möglich wäre.

Katerina Schilling will das verhindern. Dass sie mit diesem Ansinnen nicht alleine dasteht, hat eine Unterschriftenliste gezeigt: 140 der insgesamt rund 800 Einwohner der Ortschaft haben gegen eine mögliche Umwidmung unterzeichnet. "Die Fläche liegt im Biosphärenpark Wienerwald und im Europaschutzgebiet Wienerwald-Thermenregion", betont Schilling. Außerdem seien Teile der Fläche als "rote Zone" ausgewiesen - wegen möglicher Hangrutschungen.

"Genug Bauland-Reserve"

Auch sehe sie keinerlei Notwendigkeit, neues Bauland im Ort zu schaffen, sagt die Anrainerin. "Es gibt ungefähr 20 Hektar Bauland-Reserve in der Gemeinde, da muss man wirklich nicht noch mehr umwidmen." 

Die Infrastruktur der Gemeinde sei schon jetzt an ihren Grenzen angelangt, sowohl der Kindergarten ist an seinen Kapazitätsgrenzen, aber auch die öffentliche Infrastruktur wäre bei weiterem Zuzug überfordert, ist sie überzeugt. Schilling hat daher in Kooperation mit anderen Anrainern einen Rechtsanwalt eingeschaltet, der die Bedenken der Gegner in einer Stellungnahme zum regionalen Raumordnungsprogramm zusammengefasst hat.

Dieses wird nach Fertigstellung ans Land NÖ zur Begutachtung - und Genehmigung - weitergeleitet. Dass eine mögliche Umwidmung allen formulierten Zielen der Raumordnung in Niederösterreich widersprechen würde, davon ist allerdings Neos-Landtagsabgeordneter Helmut Hofer-Gruber überzeugt. "Wozu wird explizit der Landschaftsschutz betont und immer wieder darauf hingewiesen, dass Ortskernverdichtung vor neuer Versiegelung von Flächen kommen soll, wenn es dann immer wieder solche unbeschreiblichen Abweichungen gibt?", fragt er.

Im konkreten Fall sei eine Umwidmung mitten in mehreren Landschaftsschutzgebieten keinesfalls akzeptabel, so Hofer-Gruber.

Bürgermeister Michael Krischke (ÖVP) scheint das Thema nicht gerne zu besprechen. Information an die Bevölkerung gebe es keine, klagt Katerina Schilling. Ein einberufener Arbeitskreis des Gemeinderates zur Erstellung eines Entwicklungskonzeptes für die Gemeinde arbeite "unter Ausschluss der Öffentlichkeit". Und eine KURIER-Nachfrage beim Ortsoberhaupt blieb ebenfalls erfolglos. Krischke legte wortlos auf, war danach für keine Stellungnahme mehr erreichbar.

"Ländlichen Charakter erhalten"

Vizebürgermeister Karl Breitenseher (Grüne) hingegen stellt klar: "Wir wollen uns im Zuge unseres regionalen Raumordnungsprogrammes auch zukünftige Siedlungsentwicklungen anschauen. Wo es noch Potenzial für Erweiterung in der Gemeinde gibt. Aber sicher nur dort, wo es sinnvoll ist, wo angrenzend schon Aufschließungen vorhanden sind."

Seitens der Gemeindeführung habe man eine parteiübergreifende Steuerungsgruppe mit professioneller Begleitung einberufen. "Und wir sind überein gekommen, dass wir den ländlichen Charakter der Gemeinde unbedingt erhalten wollen. Aber Sulz hat einen sehr hohen Anteil an Grünland-Freihalteflächen im Ort. Wir müssen auf der anderen Seite prüfen, wo eine weitere Erschließung künftig noch möglich sein könnte", so Breitenseher.

"Gibt noch Gespräche"

Aktuell liege jedenfalls kein Bauprojekt für das fragliche Grundstück auf dem Tisch. Auch Schillings Befürchtungen bezüglich der Infrastruktur in der Gemeinde teilt der Vizebürgermeister nicht. Kindergarten und Volksschule würden den Erfordernissen angepasst. 

Zu den angeblich vorhandenen 20 Hektar Bauland-Reserven in der Gemeinde meint er: "Ich weiß nicht, woher Frau Schilling diese Zahl hat." Aber Breitenseher verspricht: "Es wird noch Gespräche geben, bevor wir das regionale Raumordnungsprogramm abschließen."