Chronik/Niederösterreich

Bankomat-Bande: So lief die Kommandoaktion in Tschechien

In den Vororten der niederländischen Metropolen Utrecht und Amsterdam fischen Hintermänner nach jungen, meist arbeitslosen Einwanderern aus Marokko und anderen Ländern.

Das Netzwerk der kriminellen Organisation, die in Österreich, Deutschland, Frankreich und anderen Ländern beinahe täglich Bankomaten in Geldinstituten in die Luft jagt, umfasst laut Ermittlern Hunderte Personen. "Wenn wir einen fassen, kommen fünf andere Gangster nach“, bringt ein Ermittler des NÖ Landeskriminalamtes das Problem auf den Punkt.

Nach drei Bankomat-Coups in Drosendorf (Bezirk Horn) und Schrattenberg (Bezirk Mistelbach) hat die Polizei einen Achtungserfolg erzielt.

Nur wenige Stunden nach der Flucht der Bande, hat die tschechische Polizei im Raum Klatovy (Klattau) südlich von Pilsen einen der Verdächtigen in einer spektakulären Aktion aus dem Verkehr gezogen.

Alle Inhalte anzeigen

Hinweis auf Fahrzeug

Die Bande war nach dem Coup im Bezirk Mistelbach in der Nacht auf den 16. Juli mit einem aufgemotzten, 300 PS starken VW Golf mit deutschen Kennzeichen über die Grenze nach Tschechien gerast.

Niederösterreichische Fahnder hatten einen Hinweis auf den Wagen. Sie gaben diese Infos an die Ermittler im Nachbarland weiter: Streifenpolizisten entdeckten vergangenen Dienstag kurz darauf das gesuchte Auto in der Stadt Sušice bei Klatovy.

Alle Inhalte anzeigen

Die tschechische Journalistin und Fotografin Daniela Loudová vom Medienportal klatovsky.denik.cz war dabei, als Entschärfungsspezialisten der Polizei das Täterfahrzeug behutsam auseinander nahmen. Es wurde vermutet, dass sich noch Sprengstoff im Wagen befinden könnte. Deshalb seien die Entschärfer mit äußerster Vorsicht vorgegangen.

Versteck in abgelegenem Hof

Kurze Zeit später schnappte die Falle zu. In einer Kommandoaktion mit Spezialeinheiten und Polizeihubschrauber sperrte die Polizei wichtige Zufahrtsstraßen und nahm auf einem entlegenen Hof im Dorf Krotějov einen 32-jährigen Holländer fest. Alexander M. soll, zusammen mit drei Komplizen, wenige Tage vor den Einbrüchen in Tschechien aufgetaucht sein und bei einem Verwandten Unterschlupf bekommen haben. 

Probesprengungen und fette Beute

Augenzeugen berichteten, dass es auf dem Anwesen zu einer heftigen Detonation gekommen war. Die Polizei geht davon aus, dass die Kriminellen Probesprengungen für ihre Taten durchgeführt haben.

Beim Einbruch in Schrattenberg hatte die Bande laut tschechischen Behörden Geldkassetten mit rund 150.000 Euro Bargeld erbeutet. 

Die beiden anderen Einbrüche in Drosendorf scheiterten. Ein Augenzeuge hatte die Täter überrascht und dabei mehrere Warnschüsse in die Luft abgegeben.

Warten auf die Auslieferung

Das Gericht im tschechischen Pilsen hat über den 32-jährigen Niederländer die Untersuchungshaft verhängt. Die österreichische Justiz hatte einen Europäischen Haftbefehl gegen den Mann erlassen. Im Rahmen der internationalen justiziellen Zusammenarbeit soll die Auslieferung des Verdächtigen nach Österreich erfolgen.

Den drei Komplizen dürfte vorerst gelungen sein, sich abzusetzen. 

Alle Inhalte anzeigen

Das NÖ Landeskriminalamt ist nach den Sprengungen im Weinviertel mit der Spurensicherung beschäftigt. Es geht vor allem um eine lückenlose Tatortarbeit, um die Tatbeteiligung an den Coups auch vor Gericht beweisen zu können, so ein Chefermittler.