Chronik/Niederösterreich

Baden: Wo ein historischer Lebenstraum weiterlebt

„Ich bleibe keinen Tag länger im Museum, alle meine Vorgänger sind an diesem Werk gescheitert, ich will es schaffen“, so schilderte Rudolf Maurer, Leiter des Badener Rollettmuseums und Stadtarchivs, 2016 seine Gedanken zum Pensionsantritt.

Konsequent verfolgte er seinen Lebenstraum, als erster Stadthistoriker seit mehr als 100 Jahren eine umfassende „Geschichte der Stadt Baden“ zu verfassen.

Maurers plötzlicher Tod 2020 beendete die Arbeit am Manuskript, das er bis in die Zeit des Spätmittelalters fertigstellen konnte. Für alle an der Sichtung des digitalen Nachlasses Beteiligten war von Beginn an klar, dass die Arbeit unbedingt publiziert werden muss. „Es schildert die Entwicklung Badens von der Urzeit bis in die Zeit um rund 1500 in einer Form, wie sie aufgrund der teils höchst innovativen Forschungsmethoden nur für wenige andere Städte oder Ortschaften in Österreich existiert“, sagt Thomas Aigner, Historiker und Freund des Verstorbenen. 

Gemeinsam mit Jakob Maurer, Neffe des Stadthistorikers, brachte er die Aufzeichnungen in Buchform heraus. Am 1. Dezember wird um 18 Uhr im Kolpinghaus Baden der zweite – und leider auch letzte – Band von Rudolf Maurers „Geschichte der Stadt Baden“ präsentiert. Behandelt wird die Zeit von „den frühen Habsburgern bis zum Ausgang des Mittelalters“.

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„Rudolf Maurer hatte das Talent, wissenschaftliche Erkenntnisse mit viel Spaß und Spannung einem breiten Publikum näherzubringen. Das vorliegende Buch ist keine Ausnahme“, erzählt Archäologe Jakob Maurer. „Da mein Onkel als Historiker einen Hauptforschungsschwerpunkt im Mittelalter hatte, ist es sozusagen Glück im Unglück, dass er jenen Abschnitt seiner Stadtgeschichte zu einem großen Teil abschließen konnte, in dem er über besonders unersetzbare Expertise verfügte. Das ist ein großer Gewinn für die Nachwelt. Im nun vorliegenden Band zum Spätmittelalter merkt man so richtig, dass für diese Zeit eine breitere und diverse Auswahl an Schriftquellen verfügbar ist und er wahnsinnig viel Begeisterung hatte, auch persönliche Schicksale und spannende Ereignisse herauszuarbeiten.“

Präsentation

Wie wehrte sich Kaiserin Eleonore gegen einen Überfall der Raubritter von Rauhenstein? Waren nackt badende Mönche automatisch exkommuniziert? Und über was diskutierten Berthold Ketzer und Heinrich Fromm eigentlich anno 1275 im Gasthaus des Konrad Wirt?

Der zweite Band, nun posthum veröffentlichte Band der Badener Stadtgeschichte, wirft einen umfassenden, interessanten und unterhaltsamen Blick auf das mittelalterliche Baden. Und das verfasst im stadtbekannten, absolut unvergleichlichen Schreibstil von Rudolf Maurer, sodass man ihn beim Lesen regelrecht zu hören vermeint. Das Buch spannt den Bogen von den frühen namentlich bekannten Badenerinnen und Badenern über das Spätmittelalter hin zur feierlichen Erhebung Badens zur Stadt am 5. Juli 1480.

Präsentiert wurde das Buch (erschienen im Kral-Verlag) auf Einladung der Badener Urania von den beiden Herausgebern Thomas Aigner und Jakob Maurer am 1. Dezember. Im Anschluss wurde mit einem Getränk angestoßen.