Aufzeigen für Menschen mit Downsyndrom
Von Marlene Penz
Ende März 2017 wurden Kathrin und Werner Jungwirth zum dritten Mal Eltern. Ihre Familie wurde mit Marie bereichert. Im Spital teilte man ihnen mit, dass ihr Mädchen mit Downsyndrom geboren wurde. „Ich bekam eine Mappe als Information in die Hand gedrückt. Damals hätte ich mir gewünscht, dass sich jemand zu mir setzt, mit mir einen Kaffee trinkt und sich mit mir über meine Gefühle austauscht“, sagt die 42-Jährige aus Rappottenstein (Bezirk Zwettl). Man bekomme das Gefühl mit, dass jetzt alles anders sei, „niemand redet mit dir darüber, wie es wirklich ist. Es ist nicht die Welt. Jedes Kind ist eine Herausforderung.“
Dass es auch anderen so ging wie ihr damals, stellte sie erst kürzlich bei Gesprächen mit Müttern von Kindern mit Trisomie 21 (der medizinische Name der Krankheit) fest, die sie durch die Gründung des Vereins „Hands up for down“ kennenlernte. Sie gründete den Verein im Juni. „Es gab im Waldviertel keine Möglichkeit zum Austausch mit anderen, die in derselben Situation sind wie wir. Und jetzt, wo Marie im Herbst mit dem Kindergarten beginnt, tauchen immer mehr Fragen auf – da wusste ich, dass ich nun selbst aktiv werden musste“, erzählt sie.
Mundpropaganda
Das Feedback sei sehr positiv gewesen, „überraschend positiv. Von allen Seiten wurde mir Hilfe angeboten und Unterstützung zugesichert.“
Erste Mitglieder sind sechs Kinder zwischen ein und fünf Jahren bzw. deren Eltern und eine 44-jährige Frau mit Downsyndrom. Es gibt auch schon ein Vereinshaus in der Waldrandsiedlung beim Stift Zwettl. „Dort möchten wir uns ein bis zwei Mal monatlich treffen, bisher ging das Corona-bedingt noch nicht“, erklärt sie. Derzeit setzt man auf Mundpropaganda, damit überall bekannt wird, dass es den Verein und damit die Möglichkeit zum Vernetzen gibt. Und für die Kinder soll er Möglichkeiten zum Spielen bieten, wo sie auch Verbindungen fürs spätere Leben knüpfen können.
In Zukunft sollen auch Vorträge abgehalten werden, außerdem sollen Spezialisten ins Waldviertel kommen. „Ich fahre einmal pro Woche mit meiner Tochter nach Wien, da gibt es speziell ausgebildete Pädagogen, die sie auf das Schreiben und Lesen vorbereiten, da tun sich Kinder mit Downsyndrom in der Regelschule schwer. Es wäre mir ein Anliegen, dass so etwas später auch einmal im Waldviertel angeboten wird“, sagt Jungwirth. Der erste Schritt in diese Richtung ist auf jeden Fall gesetzt.