Amstetten: Verdienstkreuz für einen Gendarm
„Die Vorbereitung dieses Fotos hat sicher Wochen in Anspruch genommen.“ Josef Plaimer, der frühere Stadtarchivar, Vizebürgermeister und langjährige Postenkommandant der Gendarmerie in Amstetten, spricht von einem kleinen Schatz, den er zu Wochenbeginn der Stadt Amstetten ausgehändigt hat. Die Rede ist von einem Foto, das am 15. November 1913 in Amstetten aufgenommen worden war. Eine Runde von Ehrenmännern war zusammengekommen, um dem Bezirkskommandanten der Gendarmen, Julius Hinek, zu gratulieren, weil ihm von Kaiser Franz Joseph das „Verdienstkreuz mit der Krone“ verliehen worden war.
Plaimer, als Historiker bekannt, hatte bereits vor 30 Jahren beim Erstellen der Chronik zum 140-jährigen Bestehen der Gendarmerie mit dem Foto rund um die Dekorierungsfeier des damaligen Kommandanten zu tun. Doch vor zwei Wochen wurde er von Veronika Kaus, Nachfahrin einer Wirtsfamilie in Oed, kontaktiert. Sie fragte ihn, ob er Interesse an der Fotografie habe. „Frau Kaus wollte, dass das Bild dorthin kommt, wo es hingehört“, berichtete Plaimer dem Amstettener Kulturstadtrat Stefan Jandl und dem jetzigen Archivar, Thomas Bucher.
Majestät im Gasthaus
Für den Historiker ist klar, dass hinter dem Foto mit den 70 Gendarmen um den stolzen geehrten Bezirkschef weit mehr als eine Momentaufnahme steckt. Sogar der damalige Bezirkshauptmann, Baron Ludwig Freiherr von Rosenfeld, Amstettens Bürgermeister Carl Kubasta und weitere hohe Gendarmerie-Offiziere waren zu der außergewöhnlichen Gratulation angetreten.
Das Bild hatte der Oeder Gendarmeriekommandant Klemens Kunert dem Gastwirten Kaus, in dessen Wirtschaft die Gesetzeshüter ihre Mahlzeiten einnahmen, zur Dekoration übergeben. Kaus war nicht irgendein Wirt: Wenn der Kaiser von Amstetten aus zu seiner Tochter nach Wallsee unterwegs war, kehrte er dort ein. Es war ein Großereignis, wenn seine Hoheit mit der Kutsche durch den Torbogen in den Hof fuhr und dann trockenen Fußes im Separee verschwand.