Chronik/Niederösterreich

Grande Dame der SPÖ gestorben: Trauer über Tod der "Frau Vize"

Der Tod der bekannten niederösterreichischen Lokalpolitikerin Grete Horvatits überschattete am Wochenende die aktuellen Geschehnisse in Amstetten. Die 95-jährige Grande Dame der Sozialpolitik ist in der Nacht zum Samstag nach längerem Leiden gestorben.

Die SPÖ-Politikerin, die 25 Jahre als Gemeinderätin und langjährige erste Vizebürgermeisterin wirkte, war eine der Führungspersönlichkeiten der Aufbaugeneration der Stadt.

Auch nach ihrem Ausscheiden aus der aktiven Politik im Jahr 2000 war die "Frau Vize“, wie sie im Rathaus genannt wurde, politisch ständig am letzten Stand, hoch interessiert und noch häufig im Rathaus anzutreffen. "Herr Redakteur, ich habe ihrem Chefredakteur bereits geschrieben, seinen letzten Leitartikel kann ich nicht unkommentiert lassen“, bekam der Schreiber dieser Zeilen oftmals bei Zusammentreffen der passionierten KURIER-Leserin zu hören.

Die Amstettner Ehrenbürgerin wirkte beruflich in Positionen, die ihr auch so manchen Platz in der Stadtchronik sichern werden. Sie gründete die Amstettner Volkshilfe-Organisation und war als Sozial-Stadträtin und Verantwortliche für das damals städtische Krankenhaus hoch aktiv.  Zuvor trug sie 1965 als Gemeindemandatarin dazu bei, dass mit Johann Pölz ein roter Bürgermeister die ÖVP-Regentschaft in der Stadt ablöste. Legendär sind in späteren Jahren in bestem Stile ausgetragene Wortgefechte mit dem heuer im Sommer gestorbenen früherem ÖVP-Vizebürgermeister Hans Treitler.

Anrufe von Bruno Kreisky

Horvatits  war im Hauptberuf Amstettner SPÖ-Bezirkssekretärin. Als erste Frau in Niederösterreich in dieser Position war sie am Puls der  regionalen und landesweiten Parteipolitik tätig. Öfters erzählte sie, dass sich der damalige Bundesparteichef und Kanzler Bruno Kreisky regelmäßig bei ihr über die aktuellen Geschehnisse erkundigte.

Stets war Grete Horvatits bemüht persönlich und auch in der politischen Debatte als korrekt und vorbildhaft aufzutreten. Es herrsche  keine Politikverdrossenheit, sondern eine Politikerverdrossenheit, sagte sie als kritische Pensionistin in einem Interview.

Die Trauer, vor allem innerhalb der Amstettner SPÖ ist groß. "Mit Vizebürgermeisterin a.D. Grete Horvatits verlieren die Stadt Amstetten und die SPÖ eine ihrer herausragendsten Persönlichkeiten. Mit ihrem großen Engagement für die Menschen in unserer Stadt, ihrem sozialen Herz und ihrer offenen, hilfsbereiten Art war Grete Horvatits weit über die Grenzen unserer Stadt hinaus respektiert, anerkannt und beliebt“, erklärte SPÖ-Vizebürgermeister Gerhard Riegler, der Horvatits auch als Vordenkerin und Vorbild bezeichnete.