Chronik/Niederösterreich

Ärztekammer-Präsident zeigt Primar bei Staatsanwalt an

Eine anonyme Anzeige an die NÖ-Ärztekammer bringt einen angesehenen Primar der Landeskliniken Wiener Neustadt und Neunkirchen (NÖ) in Bedrängnis. Dem Orthopädie-Primar Alfred Ungersböck wird vorgeworfen, sich seine zweite Facharztausbildung als Unfallchirurg "erschlichen" zu haben. Der Mediziner bestreitet dies und bekommt Rückendeckung von der nö. Landesklinikenholding.

Im Spital vermutet man hinter der Anzeige eine "Schmutzkübelkampagne". Dass ausgerechnet Ungersböcks nicht zum Zug gekommener Konkurrent für die Chefarztstelle der Unfallchirurgie im Neunkirchner Spital, NÖ-Ärztekammerpräsident Christoph Reisner, den Fall nach "genauer Prüfung" der Staatsanwaltschaft gemeldet hat, wertet man im Spital als "bedenklich". Wie die NÖN berichtet, liegt die Facharztausbildung, um die es geht, gut 15 Jahre zurück. Ungersböck war damals Arzt an der Orthopädie und soll von 1999 bis 2002 eine Facharztausbildung an der Unfallchirurgie absolviert haben. Die Ärztekammer bestätigte dies 2002 mit dem entsprechenden Facharztzeugnis.

Dienstpläne

Laut der Anzeige soll Ungersböck in dem Zeitraum allerdings nicht auf der Unfallchirurgie tätig gewesen sein. Um dies zu beweisen, wurden aus der Zeit Dienstpläne der Orthopädie beigelegt, in denen der Mediziner eingetragen ist. Ärztekammerpräsident Reisner war damals wie heute ebenfalls an der Orthopädie in Wr. Neustadt. "Ich war an derselben Abteilung und weiß sicher, dass er durchgehend auf der Ortho und nicht weg war. Die Vorwürfe sind leider plausibel. Deshalb habe ich die Sache weitergegeben."

Einige Primarärzte des Spitals sind anderer Meinung als der Ärztekammerpräsident. "Es war früher üblich, dass man im Dienstplan auf der Stammabteilung erfasst war und die Fachärzteabteilung woanders im Haus gemacht hat." Deshalb seien die Dienstpläne wenig aussagekräftig. KURIER-Recherchen zur Folge würde Ungersböck die Facharztausbildung als Unfallchirurg für seinen Primarposten in Neunkirchen gar nicht benötigen. Der Mediziner besitzt ein Zeugnis für "Orthopädie und Akuttraumatologie" aus der Schweiz. Dieses sei auch im EU-Raum anerkannt.