Chronik/Niederösterreich

47 Millionen Euro im Kampf gegen die Jugendarbeitslosigkeit

4.408 Niederösterreicherinnen und Niederösterreicher unter 25 Jahren waren Ende September beim AMS als arbeitslos gemeldet. Das sind um 10 Prozent mehr als im Vorjahr. Die Zahl arbeitsloser Jugendlicher im Land steigt nun schon seit 20 Monaten in Folge an. Gleichzeitig suchen viele Betriebe aber weiterhin intensiv nach Fachkräften.

Mehr Lehrstellen als Suchende

Im Rahmen ihrer "NÖ Lehrlingsoffensive" stellen das AMS und das Land NÖ gemeinsam mit der Arbeiterkammer und der Wirtschaftskammer über 4.800 Ausbildungsplätze zur Verfügung, um damit den Einstieg in die Berufswelt zu ermöglichen. Die Probleme seien vielfältig, wie die Beratungspraxis im AMS zeige, sagt Landesgeschäftsführerin Sandra Kern: fehlende Kulturtechniken wie Schreiben oder Rechnen, mangelhafte Deutschkenntnisse, psychische oder soziale Probleme, die seit der Covid-Pandemie zugenommen hätten, oder wenig Unterstützung durch das Elternhaus.

Der Fachkräftebedarf der Wirtschaft sei trotz schwacher Konjunktur stark: Bis Ende September gab es mehr freie Lehrstellen (1.357) als Lehrstellensuchende (1.106). Ziel des AMS NÖ sei es daher, junge Menschen mit oder ohne Pflichtschulabschluss zu einer Lehrausbildung zu ermutigen. "Denn eine abgeschlossene Ausbildung ist der beste Schutz gegen Arbeitslosigkeit", so Kern.

Lehrgänge für Menschen mit Behinderung

Die Zahlen untermauern dies. Bei Personen mit maximal Pflichtschulabschluss lag die Arbeitslosenquote 2023 bei 19,2 Prozent, während sie bei Personen mit Lehrausbildung nur 5,7 Prozent betrug. Speziell für junge Menschen mit gesundheitlichen Problemen oder Behinderungen gibt es nun seit September in den Überbetrieblichen Lehrgängen des AMS 20 Plätze. "So können sie eine Teilqualifizierung absolvieren“, betont Kern.

Man müsse Jugendliche motivieren, eine Lehre anzutreten, ist die zuständige Landesrätin Susanne Rosenkranz (FPÖ) überzeugt. "Das bedeutet auch, das Image der Lehre weiter zu steigern und noch mehr in die Lehrlingsausbildung zu investieren." In „Jugendbildungszentren“ soll ein einheitliches Bildungsangebot Menschen bis zum vollendeten 25. Lebensjahr den Einstieg in eine Lehre, eine andere berufliche oder schulische Qualifizierung oder in den Beruf ermöglichen. 3.440 Plätze stehen an sieben Standorten zur Verfügung, so Rosenkranz.

Überbetriebliche Lehrwerkstätten

Christian Farthofer, stellvertretender Arbeiterkammer-Direktor und Vorstandsvorsitzender des Berufsförderungsinsitutes (Bfi) weist besonders auf die überbetriebliche Ausbildung hin. 18.000 Jugendliche konnten in den landesweit eingerichteten Werkstätten zu Fachkräften ausgebildet werden. "Mehr als 96 Prozent der Teilnehmer haben ihre Lehrabschlussprüfungen bestanden“, freut sich Farthofer. 

Bis 2040 werden in Niederösterreich aufgrund der demografischen Entwicklung rund 50.000 Fachkräfte fehlen, warnt Alexandra Höfer, stellvertretende Direktorin der Wirtschaftskammer. „Das zeigt den Ernst der Situation. Die Überbetriebliche Lehrausbildung ist hier zu einem etablierten, nachhaltig erfolgreichen und unerlässlichen Programm für die heimische Wirtschaft geworden", dankt sie.

Lehrgänge und Praktika

Das Angebot richte sich an jene, die trotz Bemühung keine betriebliche Lehrstelle finden. "In einer Kombination von Lehrgängen und Praktika können wesentliche Teile zur Vorbereitung auf die Lehrabschlussprüfung absolviert werden", so Höfer. Ziel sei aber, während der Ausbildung in eine betriebliche Lehrausbildung wechseln zu können."

Im Vorbereitungsmodul für 1.920 Jugendliche steht die Berufsorientierung sowie die Erhebung der persönlichen Kompetenzen im Vordergrund." Insgesamt biete man 820 Plätze in Lehrgängen und 435 in Lehrwerkstätten an.

Die Kosten für die NÖ Lehrlingsoffensive betragen 47,6 Millionen Euro und werden vom AMS, dem Land NÖ und dem Europäischen Sozialfonds getragen.