„Wer kann, der flüchtet. Das ist die traurige Bilanz“
Von Michael Pekovics
Fast genau ein Jahr ist es her, dass die beiden ukrainischen Frauen Elena und Svetlana nach ihrer Flucht vor dem Krieg in Neuberg (Bezirk Güssing) ankamen. Zwei Tage später begannen sie bereits mit dem Deutschkurs.
Ihr Ziel ist, so schnell wie möglich eine Arbeit anzunehmen.
Die Geschichte der beiden Frauen ist ein Musterbeispiel gelebter Integration. Betreut werden die beiden Frauen von der Pfarre und der evangelischen Diakonie, die Deutschkurse hält Robert Novakovits. Einige Prüfungen haben Elena und Svetlana bereits hinter sich, die nächsten stehen kurz bevor – und die Vorbereitung darauf läuft schon.
Etwa 2.200 Vertriebene aus der Ukraine sind derzeit im Burgenland untergebracht, die Mehrheit davon ist in der Grundversorgung. Der überwiegende Teil sind Frauen, etwa zwei Fünftel sind Kinder unter 18 Jahren, 25 Prozent der Erwachsenen sind über 60 Jahre alt. Rund die Hälfte wohnt in privaten, der andere Teil in organisierten Unterkünften.
60 bis 70 Prozent werden bleiben
Allein die Caritas hat mit Unterstützung von Privaten und Pfarren 31 Quartiere im Land geschaffen, der Großteil davon mit jeweils einer bis fünf Familien. Insgesamt werden von der Organisation im Burgenland rund 200 Menschen betreut und unterstützt, etwa bei Behördenwegen. Darüber hinaus wurden Lebensmittelgutscheine im Wert von etwa 92.000 Euro ausgegeben. Dazu kamen CaLa-Gutscheine (für die Caritas-eigenen Läden) im Wert von etwa 41.000 Euro.
„Wer kann, der flüchtet. Das ist die traurige Bilanz, etwas mehr als ein Jahr nach Kriegsbeginn“, sagt Direktorin Melanie Balaskovics. Aufgrund der anhaltenden Kriegssituation sei Hilfe weiter im Gange und notwendig. Aus dem Burgenland wurden seit Kriegsbeginn bereits 60 Sattelzüge mit rund 1.800 Paletten ins Krisengebiet geschickt.
500 Kinder in den Schulen
Aus Erfahrungen der Fluchtbewegungen im Zuge des Konflikts am Balkan weiß man, dass etwa 60 bis 70 Prozent der geflüchteten Menschen auch hierbleiben werden. Je länger der Konflikt andauert, desto höher die Wahrscheinlichkeit dafür. Umso wichtiger ist die Integration und vor allem das Deutschlernen für die Kriegsflüchtlinge.
Über 500 ukrainische Kinder besuchen derzeit eine burgenländische Bildungseinrichtung, mehr als die Hälfte geht in eine Volksschule. Auch am Arbeitsmarkt sind die Kriegsflüchtlinge zumindest teilweise schon untergekommen. Das AMS hat rund 150 Beschäftigungsbewilligungen ausgestellt.