Warum sich der Wiedehopf im Nordburgenland angesiedelt hat
Von Paul Haider
Im Frühling ist in Gols seit einiger Zeit ein fast in Vergessenheit geratenes Lied zu hören. Es erinnert ein bisschen an den Kuckuck und geht so: „Up-up, up-up-up“. Es handelt sich um den markanten Gesang des Wiedehopfs.
Dass das schöne Lied der gefährdeten Vogelart nun wieder im Nordburgenland ertönt, ist zu einem großen Teil das Verdienst von Hans und Elisabeth Göltl. Der Wiedehopf ist das gemeinsame Hobby des Pensionisten-Paares.
„Angefangen haben wir 2016. Wir haben im Fernsehen jemanden gesehen, der im Weinviertel solche Nistkästen gebaut hat und damit sehr erfolgreich war. Das wollte ich auch ausprobieren“, erzählt Hans Göltl beim Besuch des KURIER.
Das nötige technische Know-how brachte der heute 73-Jährige aus seiner Berufserfahrung mit: Göltl war dorfbekannt als „der beste Bauspengler von Gols“. Seinen ersten Wiedehopf-Kasten hat er nach dem Vorbild des Weinviertlers aus dem Fernsehen nachgebaut und am Golser Ungerberg platziert. Zusätzlich hat er sich Tipps vom Vogel-Experten Alfred Grüll von der Biologischen Station Illmitz geholt.
Im ersten Jahr habe ich fünf Nistkästen aufgestellt und bin belächelt worden. 2017 waren schon drei Brutpaare da.
Hobby-Vogelschützer
Es sollte nicht lange dauern, bis sich das erste Wiedehopf-Pärchen in Gols niedergelassen hatte. „Im ersten Jahr habe ich fünf Nistkästen aufgestellt und bin belächelt worden. 2017 waren schon drei Brutpaare da“, erzählt Göltl.
Bei der letzten Zählung im Vorjahr hat der Hobby-Vogelschützer schon 15 Wiedehopf-Pärchen in seinen Nistkästen beobachtet. „Aber die Dunkelziffer ist sicher über 20“, merkt er an. Mehr als 30 Jungvögel brüten die Golser Wiedehopfe jährlich aus. Die Brutzeit dauert nur 16 Tage. Das Weibchen legt nach dem Schlüpfen der Küken oft gleich die nächsten Eier, „Papa“ Wiedehopf ist für die Nahrungsbeschaffung zuständig.
Lebensraum Weingarten
Der Wiedehopf hat eigentlich keine hohen Ansprüche. Der Vogel ist ein Höhlenbrüter, er lässt sich bevorzugt in Baumhöhlen nieder. Wo es keine solchen gibt, können Nistkästen als Alternative herhalten. Sie werden in ungefähr 60 Zentimetern Höhe aufgestellt, der Boden des Kastens wird mit ein bisschen Rindenmulch bedeckt – fertig. Im Frühjahr und Herbst werden die Nistkästen gereinigt. Zwischendurch wird hin und wieder kontrolliert. „Da hat man schon eine schöne Beschäftigung“, sagt Hans Göltl.
Entscheidend ist die Umgebung, in der der Nistkasten aufgestellt wird. Wie sich herausgestellt hat, fühlt sich der Wiedehopf auf Grünflächen bei Weingärten besonders wohl. Und davon gibt es in Österreichs größter Weinbaugemeinde wahrlich genug. Da mittlerweile viele Weinbauern auf naturfreundliche Bewirtschaftung setzen, werden immer mehr Grünflächen zwischen den Reben freigelassen. „Da muss man unseren Winzern wirklich ein Lob aussprechen“, meint Hans Göltl. Denn so wurden ideale Bedingungen für den Wiedehopf geschaffen: Auf den Dauergrünflächen findet der Insektenjäger mit dem langen Schnabel ein fast unbegrenztes Nahrungsangebot.
Klima-Wanderer
Ein weiterer Grund, warum der Wiedehopf ins Nordburgenland gekommen ist, dürfte übrigens der Klimawandel sein, vermuten die Hobby-Vogelkundler. Denn es handelt sich um eine wärmeliebende Art.
Göltls Wiedehopfe sind stark auf „Expansionskurs“. Hans Wurm stellt im ganzen Bezirk Nistkästen für Steinkäuze auf und berichtet: „Heuer hatte ich fünf Wiedehopf-Brutpaare in meinen Kästen. So viele Wiedehopfe wie heuer habe ich noch nie gesehen. Das sagen auch die Jäger und die Bauern.“
Zugvogel
Das dreifärbige Federkleid und der bunte Schopf sind unverkennbar. Von Mitte März bis September ist der Wiedehopf in Österreich anzutreffen, den Winter verbringt er in Afrika. 700 Brutpaare gibt es Schätzungen zufolge in Österreich. Die Art ist stark gefährdet.
„Stinkhahn“ wurde der Wiedehopf früher auch genannt. Denn er kann ein übel riechendes Sekret versprühen, wenn sich ihm Feinde nähern.
Seit drei Jahren wird Hans Göltl bei seinem Hobby tatkräftig von seiner Ehefrau Elisabeth unterstützt. Der Hobby-Vogelschützer verliert aufgrund einer schweren Augenkrankheit nämlich sein Sehvermögen. „Jetzt hat mich meine Frau an der Leine“, scherzt Göltl.
Die Krankheit ist für ihn aber kein Grund, seine Wiedehopfe zu vernachlässigen. 30 Nistkästen betreuen die beiden mittlerweile in Gols. Und sie wünschen sich viele Nachahmer. Göltl: „Unbedingt! Das kann jeder machen.“
Auf dass bald noch mehr Ortschaften das schöne Lied des Wiedehopfs zu hören bekommen: „Up-up. Up-up-up!“.