140.000 Euro: Top-Gehälter im Burgenland sollen Fachärzte ködern
Von Thomas Orovits
Zu wenige Ärzte, zu lange Wartezeiten auf Operationen und Einschränkungen bei Ambulanzen – dieser Befund klingt neu, stammt aber aus dem Jahr 2015: Damals gingen burgenländische Spitalsärzte sogar auf die Straße, um dem Land schlussendlich eine Gehaltserhöhung zwischen 20 und 30 Prozent abzutrotzen.
Acht Jahre später dürfen sich zumindest die Fachärzte in den fünf Spitälern des Landes wieder über mehr Salär freuen. Diesmal wurde aber hinter verschlossenen Türen verhandelt – ohne Ärztekammer. Am Mittwoch verkündeten LH und Gesundheitsreferent Hans Peter Doskozil (SPÖ) sowie die ärztlichen Spitzen der beiden Spitalsträger, Krages und Barmherzige Brüder, auf Burg Schlaining das Ergebnis: Fachärzte am Beginn ihrer Spitalslaufbahn bekommen künftig ein Jahresbruttogehalt von 140.000 Euro (bisher rund 115.000 Euro); nach zehn Dienstjahren steigt das Salär auf 160.000 Euro, nach einer weiteren Dekade auf 180.000 Euro. Vor der Pension steht ein Jahresverdienst von 200.000 Euro zu Buche. Diese Bezüge gelten rückwirkend ab 1. Jänner und beziehen sich auf eine 40-Stunden-Woche plus 40 verlängerte Dienste pro Jahr. Derzeit fehlen in den Spitälern 75 Mediziner.
„Ein wichtiger Schritt“
„Wir investieren mit dem Ärztepaket jährlich zwischen zehn und 15 Millionen Euro mehr in die Gesundheitsversorgung“, sagte Doskozil und betonte, das Burgenland zahle damit bundesweit die höchsten Gehälter für Fachärzte in öffentlichen Krankenanstalten. Ob dem so ist, kann die Ärztekammer Österreichs mangels aktueller Daten „weder bestätigen noch dementieren“.
Laut Burgenlands Ärztekammerpräsident Christian Toth, selbst Facharzt für Innere Medizin und Kardiologie im Krankenhaus der Barmherzigen Brüder in Eisenstadt, sei ein Gehaltsvergleich über Bundesländergrenzen „relativ schwierig“, aber: Bezogen aufs Grundgehalt dürften Fachärzte im Burgenland künftig tatsächlich am besten verdienen. „Das ist ein wichtiger Schritt, das muss man offen sagen“, räumt Toth ein.
Das sei die Grundvoraussetzung, um „gute Leute ins Land zu holen und qualitativ hochwertige medizinische Leistungen anzubieten“. Aber das Gehalt sei nur ein Teil eines in Arbeitsgruppen verhandelten Gesamtpakets, das auch Ausbildungsqualität oder Work-Life-Balance beinhalte.
Thema waren in Schlaining auch die Bereitschaftsdienste an Wochenenden, die für niedergelassene Ärzte nicht mehr verpflichtend sind (das Land hat dagegen vergeblich vor dem VfGH geklagt). Nun soll es Spitalsärzten möglich sein, 55 Wochenstunden zu arbeiten und in Akutordinationen Dienste zu übernehmen. Außerdem werden den Spitälern vorgelagerte Ambulatorien errichtet. Zwei dieser Erstversorgungszentren in Eisenstadt und Oberwart öffnen noch im ersten Halbjahr, die anderen Bezirke folgen.