Im Sommer kommt "Sissy" auf Schloss Tabor - fast in echt
Von David Marousek
Es sind große Fußstapfen, in die das beschauliche Schloss Tabor in Neuhaus am Klausenbach treten will. Mit der Operette „Sissy“ von Fritz Kreisler sollen pro Spieltag rund 800 Gäste in den Schlosshof geholt werden. „Angeblich haben drei Milliarden Menschen in den vergangenen 50 Jahren einen Sissy-Film gesehen“, erklärte Intendant Alfons Haider bei der Programmpräsentation.
Auch deshalb will man unter der Regie von Stephan Grögler der Operette einen eigenen Charakter zu verleihen und nicht die beliebten Filme zu kopieren. „Ich versuche, beim Bühnenbild einen Spagat zwischen Operette und modernem Charakter reinzubringen“, führt Grögler aus, der das sich im Laufe der Aufführung verwandelnde Bühnenbild präsentierte.
Ebenfalls dabei, wenn auch nur auf den neu bestuhlten Publikumsrängen, soll laut Haider auch eine Ur-ur-ur-Enkelin der Kaiserin sein. „Es besteht Kontakt mit der Familie“, so der Intendant von Mörbisch und Tabor.
Die Premiere auf Schloss Tabor (4. August) markiert üblicherweise den Anfang vom Ende des burgenländischen Festspiel-Sommers. Davor gibt es zahlreiche Veranstaltungen, die das Herz von Kulturfreunden höher schlagen lassen.
Der Startschuss fällt mit dem Stück „Landflucht und Heimkehr“ der Kurbühne Bad Tatzmannsdorf (21. Mai bis 26. Juni), dann folgen die Passionsspiele in St. Margarethen (26. Mai bis 10. Juli). Direkt im Anschluss daran wird bei der Oper im Steinbruch „Nabucco“ gezeigt (13. Juli bis 14. August).
In Kobersdorf lädt Wolfgang Böck zum „Bockerer“ (5. bis 13. Juli), zuvor gibt es in Kittsee noch die „Gigerln von Wien“ zu sehen (29. Juni bis 16. Juli). Ebenfalls im Juli lädt der Theatersommer Parndorf zu „Das Kaffeehaus“ (7. bis 31. Juli).
Auf der Seebühne in Mörbisch ist heuer der „König von Siam“ zu sehen (14. Juli bis 15. August), in Güssing laden die Burgspiele zu „Dracula“ (20. Juli bis 14. August) und das Jugendensemble zu „Aladdin“ (9. bis 31. Juli). Der Kultursommer Güssing fällt im heurigen Jahr aus.
Während das Land bei der Wahl des Stückes auf eine Prise österreichischer Historie zurückgreift, steht bei den Hauptdarstellern die Jugend im Mittelpunkt. Valerie Luksch (bekannt aus West Side Story in Mörbisch) und Philipp Laabmayer werden die jüngsten Schauspieler sein, die jemals Sissy und Franz verkörpert haben.
Doskozil: „Richtiger Weg“
Bestätigt sah sich Landeshauptmann Hans Peter Doskozil im Weg, Schloss Tabor zum Kulturzentrum des Jennersdorfer Bezirks zu machen: „Es ist einzigartig, dass alle Gemeinden hinter dem Projekt stehen.“
Übrigens wird das Landes-Inventar rund um Schloss Tabor zum Jahreswechsel erweitert, denn der Glaskubus vor dem Eingang, auch „Kunsthalle“ genannt, wird in das Eigentum des Landes überführt. Die Location kann man künftig für Ausstellungen und Events mieten. Es gebe auch bereits erste Pläne, das Land wolle jedoch noch mit der Veröffentlichung noch etwas warten.
„Wir planen langfristig mit diesem Standort“, so Doskozil. Das unterstreicht der Landeshauptmann durch den im Sommer geplanten Umbau der Öl-Heizanlage im Schloss; neu installiert wird eine Pellets-Heizung. „Wir wollen so unabhängig vom Öl werden“, führt Doskozil aus.
Das Thema Ukraine-Krieg sei laut Haider übrigens auch immer wieder ein Thema in der Kulturszene: „Wir haben viele Fragen bekommen, ob man Theater spielen darf, wenn gerade Krieg ist. Wir laden hier und in Mörbisch auch viele ukrainische Freunde zum Entspannen ein. Wenn wir auf uns aufpassen, dann haben wir auch die Kraft, auf andere aufzupassen.“
Die einzige Frage, die also für die Premiere noch offen bleibt: Wen nimmt Baumeister Lugner dieses Mal als Begleitung mit?