Chronik/Burgenland

Südburgenland: Stopp für den Sinkflug der Zwergohreule

Nach dem Sperlingskauz ist sie die kleinste Eule in Europa, dennoch erregt die Zwergohreule immer wieder große Aufmerksamkeit. Otus scops, so ihr wissenschaftlicher Name, ist vom Aussterben bedroht. Durch ein Artenschutzprojekte rücken der Naturschutzbund Burgenland, BirdLife und die ARGE Streuobst die 18 bis 20 Zentimer kleine Eule in den Fokus, um so die Population zu vergrößern.

Die Speisekarte

Seit den 1940er- und 1950er-Jahren wird das Vorkommen des Vogels immer seltener, sagt Daniel Leopoldsberger von BirdLife Österreich, Landesstelle Burgenland. Grund dafür ist der massive Strukturwandel in der Landwirtschaft. „Die Milchwirtschaft ist abgewandert, dadurch sind auch viele Wiesenflächen verschwunden“, erklärt Leopoldsberger. Deshalb ist auch der Tisch für den Höhlenbrüter nicht mehr so reichlich gedeckt. Die Lieblingsspeise der Eule, nämlich Großinsekten, ist damit von der Speisekarte weitgehend verschwunden.

60 Brutpaare österreichweit

Während bis zur Mitte des vorigen Jahrhunderts in fast allen Bundesländern Zwergohreulen vorkamen, gibt es heute österreichweit etwa 60 Brutpaare, die sich auf wenige Regionen verteilen, schildert Klaus Michalek, Geschäftsführer des Naturschutzbundes Burgenland. Neben der Region um Limbach und Deutsch Kaltenbrunn im Landessüden, sind das auch die Hänge des Rosaliengebirges, die Oststeiermark rund um Loipersdorf sowie die Region um Köttmannsdorf in Kärnten, wo die Eule mit mehr als 30 Brutpaaren aktuell am stärksten vertreten ist.

Am Beispiel Kärnten werden nun im Südburgenland etliche Maßnahmen umgesetzt, um den knapp Amsel-großen Vogel wieder anzulocken.

Die Zwergohreule
Der Höhlenbrüter hat ein graues bis kastanienbraunes Gefieder mit  Weißeinschlüssen und  bewohnt u. a. alte, höhlenreiche Streuobstwiesen. Die Streuobstwiesen werden extensiv bewirtschaftet und bieten ideale Bedingungen für die Futtersuche der Zwergohreule. Auch Hecken und alte Bäume sowie der Verzicht auf chemische Insektenbekämpfung  machen den hoch gefährdeten Zugvögeln das Leben leichter. Bis August werden die Vögel hierbleiben, bevor es über den Winter nach Afrika geht. 

27 Vogelarten
stehen auf der Roten Liste der gefährdeten Arten. Seit 1998  sind laut BirdLife zwei von fünf Vögeln von heimischen Feldern und Wiesen verschwunden. Grauammer, Girlitz und Rebhuhn droht das Aus. Zub den Sorgenkindern zählt auch die Mehlschwalbe.

Laut einer Evaluierungsstudie von BirdLife Österreich tragen unbewirtschaftete Brachen am stärksten zum Erhalt der Vögel der Kulturlandschaft bei.

 

 

Neue Nistkästen

120 Nistkästen hat Leopoldsberger dieses Jahr an den Bäumen angebracht, um den Eulen ein artgerechtes Zuhause bieten zu können. Zwölf Reviere gibt es derzeit in dem Gebiet. Wie viele Brutpaare sich im Südburgenland niedergelassen haben, sei schwer zu sagen. Die Zwergohreule ist aufgrund ihres Tarnkleides kaum zu sehen und zudem erst nachts aktiv. Und auch da fällt sie vor allem akustisch mit ihrem monotonen „Djü“-Ruf auf.

Um die Entwicklung der Population beobachten zu können, ist künftig eine Beringung der Jungvögel angedacht. „Im Rahmen des Projektes wird der Lebensraum und das Nahrungsangebot im südburgenländischen Brutgebiet untersucht“, erklärt Michalek. Als Ergebnis soll es demnächst einen Maßnahmenkatalog mit Anleitungen zur Verbesserung des Lebensraumes für die Eule geben.

Streuobstwiesen

Gemeinsam mit den Besitzern bzw. Bewirtschaftern von Streuobstgärten, Naturwiesen und der kleinstrukturierten Kulturlandschaften wolle man die Eule gemeinsam schützen. Mittlerweile ist es schon gelungen, mehr als 10 Hektar Fläche dauerhaft in Wiesen umzuwandeln. Es wird auch versucht, die Bewohner für die seltene Eule zu sensibilisieren.

Für Kurzentschlossene: Exkursion nach Kärnten

Naturschutzbund und BirdLife bieten dafür immer wieder Exkursionen an. So auch am kommenden Samstag: Da geht es von Limbach weg (9 Uhr) zu einer kostenlosen Exkursion nach Kärnten.

Anmeldungen unter 0664/8453047 oder an burgenland@naturschutzbund.at

www.birdlife.at

https://naturschutzbund.at/burgenland.html

 Neue Broschüre: „Entdecke den Naturpark

Es gibt eine Vielzahl von Lebensräumen, die Besucher im  Welterbe Naturpark Neusiedler See-Leithagebirge entdecken können. Um schon die Jüngsten für dieses Naturjuwel zu sensibilisieren, wurde jetzt  die Broschüre „Entdecke den Naturpark“ entwickelt, die jedes Volksschulkind der fünf Naturparkgemeinden erhalten wird.
Darin werden Möglichkeiten aufgezeigt, wie die Buben und Mädchen gemeinsam mit ihren Eltern oder Großeltern „den Naturpark auf kindgerechte, sanfte,  kreative und erlebnisorientierte Weise gemeinsam erforschen können“.

Unterricht in der Natur 

Landesrätin Daniela Winkler (SPÖ) hat das Büchlein am Dienstag  u. a. gemeinsam mit Bildungsdirektor Heinz Josef Zitz vorgestellt. „Natur und Nachhaltigkeit sind ein wichtiger Bestandteil in der Bildung im Burgenland“, betonte die Landesrätin.  Ihr sei es  wichtig, dass  sich die Bildung nicht nur im Klassenzimmer abspiele und die  Kinder Gelegenheit haben, die  Natur in ihrer Umgebung zu kennen und kennenzulernen.

So werden in der Broschüre  Aktivitäten beschrieben, die den  Jüngsten Fauna und Flora näherbringen sollen. Bildungsdirektor  Zitz ergänzt: „Altersgerecht und ansprechend wird ihnen so bewusst gemacht, in welch eindrucksvollem Lebensbereich sie wohnen, um künftig mit offenen Augen und Ohren die Natur und ihre Artenvielfalt zu erleben.“