Stadtvilla Eisenstadt: Das Haus, das Geschichte(n) erzählt
Von Paul Haider
Der 30. April 2025 wird für Eisenstadt ein geschichtsträchtiger Tag. Dann wird es genau 100 Jahre her sein, dass die Freistadt zur Landeshauptstadt des damals erst vier Jahre jungen Burgenlandes bestimmt wurde.
Dieser Anlass will gebührend gefeiert werden - unter anderem mit der Eröffnung eines außergewöhnlichen Museums, der "Stadtvilla Eisenstadt".
An der Adresse Pfarrgasse 20 soll die 100-jährige Geschichte der Landeshauptstadt lebendig und greifbar vermittelt werden - Eisenstadts Bürgermeister Thomas Steiner (ÖVP) nennt es ein "Jubiläumsgeschenk der Landeshauptstadt an die Burgenländerinnen und Burgenländer".
Mit prominenten Stimmen im Ohr kann sich der Besucher durch die Ausstellungsräume der Stadtvilla führen lassen: Den Audioguides, die an verschiedenen Signalpunkten im Haus aktiviert werden, liehen berühmte Burgenländerinnen und Burgenländer wie Barbara Karlich, Eva Maria Marold, Martina Parker und Gerhard Altmann ihre Stimmen.
Bei einer Pressekonferenz im Eisenstädter Rathaus gab es am Dienstag Live-Hörproben: Die Sprecherinnen schlüpfen nämlich in die Rollen von fiktiven Charakteren, die reale Geschichten erzählen. Bestsellerautorin Martina Parker etwa ist als Haushälterin Mizzi eine Expertin zu den Themen Kinderbetreuung und Haushaltsführung. Die "Wirtinnen" Marold und Karlich wiederum wissen bestens um das gesellschaftliche Leben und den Klatsch und Tratsch in Eisenstadt Bescheid.
"Reporter" Altmann setzt die Politik und den wirtschaftlichen Aufschwung der "kleinsten Großstadt der Welt" in einen historischen Kontext. So ergibt sich am Ende ein differenziertes Bild der vergangenen 100 Jahre in Eisenstadt aus verschiedenen menschlichen Blickwinkeln.
Federführend an dem Projekt beteiligt ist Uschi Zezelitsch. Auch sie hat eine Sprechrolle: Als Haushund Dolly begleitet sie die Kinderführung mit einer spielerischen Einführung in die Stadtgeschichte.
Oral History
Zezelitsch hat aber auch einiges zu den Recherchen für das Museum beigetragen: 2021 wurde ein "Oral History"-Projekt gestartet, bei dem vor allem Menschen der Generation 80plus interviewt wurden: "Die Menschen haben viel darüber zu erzählen gehabt, wie es damals wirklich war. Mehrere Nachmittage haben wir mit Aufzeichnungen verbracht", erzählt die "Kräuterhexe" des ORF.
Historische Exponate komplettieren das Museum in der "Stadtvilla" - zum Teil dürfen diese sogar angegriffen werden. "Alles, was weiß ist, darf berührt werden", stellt Zezelitsch in Aussicht. Dazu wird beispielsweise altes Spielzeug gehören wie Kreisel oder ein Steckspiel.
Das Haus selbst ist übrigens auch geschichtsträchtig: Es wurde Anfang der 1950er-Jahre von einem Arzt errichtet und sollte schließlich in den Besitz der Barmherzigen Brüder übergehen, die seit 1760 das Eisenstädter Krankenhaus betreiben.
Renovierungskosten: 2,5 Mio. Euro
Die Barmherzigen Brüder stellten das Haus der Stadtgemeinde für ein gemeinnütziges Projekt zu Verfügung - der Grundstein für die "Stadtvilla" war gelegt. 2,5 Millionen Euro werden nun in die Restaurierung investiert, die seit vergangenen März im Gange ist. "Die Stadtvilla wird technisch auf einen modernen Stand gebracht, das Haus selbst soll aber wieder genauso wie vorher aussehen - inklusive Garten", erläutert Stadtchef Steiner. Vom Leuchtturm-Projekt des 100-Jahre-Jubiläums der Landeshauptstadt erhofft er sich, dass die Stadtvilla ein "kultureller Hotspot und zum Tor in die Kultur der Stadt wird".