Chronik/Burgenland

Rot-roter Dissens bei Warnung vor Krebs auf Weinflaschen

Drei von vier Burgenländern haben bei der Volksabstimmung über den EU-Beitritt Österreichs mit Ja gestimmt. Das war 1994. Heute interessiert sich im Burgenland kaum jemand für die EU, geschweige denn deren Beschlüsse.

Es sei denn, es geht um süffiges burgenländisches Kulturgut, dann ist die EU plötzlich in aller Munde.

So geschehen angesichts von zunächst unverbindlichen Plänen, auf Wein- und Bierflaschen EU-weit Krebswarnhinweise anzubringen, analog zu den Aufklebern auf Zigarettenschachteln. Wie der KURIER gestern berichtet hat, wurde der Vorschlag im EU-Parlament abgelehnt. Eine führende Rolle spielte Burgenlands einziger EU-Mandatar Christian Sagartz (ÖVP), der seine zurückliegende Krebserkrankung selbst öffentlich gemacht hat. Er bekenne sich zum gemeinsamen Kampf gegen Krebs, aber Warnhinweise auf Weinflaschen trügen nichts dazu bei. „Daher bin ich froh, dass es gelungen ist, diese unnötige Maßnahme zu verhindern und unsere Weinbauern nicht mit übermäßiger Bürokratie zu belasten“, sagte Sagartz.

Rot gegen Rot

Sagartz befand sich dabei auf einer Linie mit der burgenländischen SPÖ – was selten genug vorkommt. Aber Burgenlands Rote waren anderer Meinung als die Genossen in Straßburg – dass die Burgenländer mit dem Rest der SPÖ nicht eins sind, kommt öfter vor.

Während der Golser Neo-Bürgermeister und Landtagsmandatar Kilian Brandstätter durch Warnhinweise „massiven finanziellen Schaden“ für die Weinwirtschaft befürchtet und darauf verweist, dass viele Generationen den Wein „gut überlebt“ hätten, haben sich die SPÖ-EU-Abgeordneten bei der Abstimmung zum Abschlussbericht des parlamentarischen Ausschusses zur Krebsbekämpfung für Warnhinweise auf alkoholischen Getränken – auch Weinflaschen – ausgesprochen. Laut Weltgesundheitsorganisation gebe es „keinen unbedenklichen Alkoholkonsum“. Das sieht man hierzulande wohl anders. Thomas Orovits