Chronik/Burgenland

Öko-Pionier formt Modellregion für grünen Strom

Andreas Schneemann ist ein Macher. „Wir müssen ins Tun kommen“, erklärt er. Es brauche nicht nur Konzepte, sondern die Umsetzung, um der Klimakatastrophe Einhalt zu gebieten. Seit 2005 führt er seine Firma Energiekompass. Schneemann ist Verfechter ganzheitlicher Energieansätze, hat große Fotovoltaikprojekte umgesetzt und mehr als 120 Gemeinden im Burgenland bei Projekten in Sachen Energie betreut.

Das Innovationslabor umfasst zehn Gemeinden mit 20.000 Einwohnern: Oberwart, Kemeten, Litzelsdorf, Olbendorf, Ollersdorf, Neudauberg- Burgauberg, Stegersbach, Bocksdorf, Kukmirn, Rohr 

Infrastruktur
Gut entwickelte Erneuerbare-Energie-Infrastruktur, Sonnenkraftwerk Burgenland mit mehr als 300 PV-Anlagen, Biomasse- und Biogasanlagen sowie geothermischen Anwendungen

„Ich brenne für das Thema und will meinen Kindern eine lebenswerte Welt hinterlassen“, erklärt Schneemann. In Sachen Klimaneutralität 2030 fehle es an der nötigen Geschwindigkeit. „Der vollumfassende Blick ist nicht da“, meint Schneemann. Seit Jahrzehnten würden Reden gehalten, was zu tun sei, aber passiert sei bisher zu wenig.

Energiezukunft

Deshalb arbeiten Schneemann und sein Team unermüdlich an der Energiezukunft. Mit der Klima- und Energiemodellregion „Act4Energy“ hat er ein mögliches Modell bereits geschaffen.

Gemeinsam mit zehn Gemeinden in den Bezirken Oberwart und Güssing wird an dezentralen Energie- und Speicherlösungen experimentiert. „Es ist uns gelungen, über jede politische Grenze hinweg eine Zusammenarbeit zu etablieren und die kommunalen Akteure für dieses wichtiges Thema zu gewinnen. Es ist eine Chance für die Region, sich zu entwickeln“, sagt Schneemann. Gleich fünf EU-Forschungsprojekte laufen bei ihm zusammen.

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Herzstück des Projekts ist das „Solar.One“-Kompetenzzentrum in Stegersbach. Das Gebäude ist technisch und ökologisch auf dem neuesten Stand. „Es ist ein Demonstrator, in dem wir unterschiedliche technologische Ansätze präsentieren“, sagt Schneemann. Verschiedene Fotovoltaik-Lösungen am Dach und in der Fassade sind ebenso in das Gebäude integriert wie unterschiedliche Speicherlösungen. Es gibt auch verschiedene Ladestationen für Elektroautos. So soll für Besucher ein breites Spektrum der Produktion und Nutzung von Fotovoltaik abgebildet werden.

Investition

Drei Millionen Euro hat das Bauwerk gekostet, das auch Büro- und Seminarflächen sowie einen Gastrobereich bietet. Es werden Führungen angeboten und Seminare für Schulen, Studenten, Unternehmen und Experten abgehalten.

Die zehn Gemeinden von „Act4Energy“ sind auch am „Solar.One“ beteiligt. „Alle beteiligten Gemeinden haben Weitblick an den Tag gelegt: Die Kommunalsteuer aus diesem Gebäude wird auf alle aufgeteilt, das Kirchturmdenken hat aufgehört“, meint Schneemann.

Durch den Erfolg des Projekts gebe es auch immer mehr Anfragen aus anderen Regionen, die ebenfalls auf erneuerbare Energie und dezentrale Stromnetze setzen wollen. „Wir haben hier auf der grünen Wiese begonnen, dadurch können wir anderen zeigen, wie es am besten funktioniert und wo man beginnt – so können Ziele schneller umgesetzt werden“, meint Schneemann. Das nächste große Projekt befindet sich gerade in der Umsetzung: der Ökoenergiepark „Solar.two“ in Ollersdorf.

Gemeinsam mit dem Förderverein Südburgenland Plus entwickelte Schneemann das Projekt NAMOB (NAchhaltige MOBilität für die Gemeinden der Zukunft). Ziel ist es, ein Angebot zu schaffen, um Elektromobilität für alle Interessierten erlebbar zu machen.

Dazu entsteht im Ökoenergiepark ein eigener Pavillon, in dem sich Interessenten über Elektroautos aller Marken informieren können. „Man muss die Leute in die Autos bringen, um die E-Mobilität zu stärken. Der Vorteil bei den Elektroautos ist klar: Sie bringen fast die gesamte Energie auf die Straße; ein Verbrennungsmotor hat einen viel geringeren Wirkungsgrad“, sagt Schneemann. Vor allem wenn schon mit einer Fotovoltaikanlage Strom erzeugt wird, rechnen sich die E-Autos. „Über diese Vorteile wollen wir im ‚Solar.Two‘ aufklären“, so der Energie-Pionier.

Bei der Forschung und Entwicklung würde es rasante Fortschritte geben, wie etwa bei den Stromspeicher-Lösungen. Andreas Schneemann: „Wir müssen bei der Umsetzung unbedingt Geschwindigkeit zulegen, sonst werden wir die Klimaziele nicht erreichen.“