Nachfolger gesucht: Schwierige Firmenübergaben im Burgenland
Von Paul Haider
Burgenland, das Land der Start-ups? 2022 hat die Wirtschaftskammer landesweit 1.522 Firmenneugründungen verzeichnet. Das wird kräftig gefördert. Zum Beispiel durch das Programm „StartUp Burgenland“ der Wirtschaftsagentur, das Neugründungen mit einem Zuschuss von 10.000 Euro und Finanzierungen bis 400.000 Euro unterstützt.
Jetzt greift das Land mit einem neuen Förderprogramm auch bestehenden Unternehmen und jenen, die sich für eine Übernahme interessieren, unter die Arme. Denn immer seltener kann die Nachfolge in Betrieben familienintern geregelt werden.
Professionelle Beratung
Helmuth Antonu kennt sich damit bestens aus. Er ist Mitglied der Expertengruppe „Betriebsübergabe“ in der Wirtschaftskammer und Gründer der „Nachfolge Agentur“ in Neusiedl am See. Seit 2016 vermittelt er zwischen Eigentümern, die sich aus dem Geschäft zurückziehen wollen und potenziellen Nachfolgern. Antonu hat sich auf Klein- und Mittelbetriebe (KMU) spezialisiert.
Dass nicht nur Start-ups, sondern jetzt auch Übernahmen von Landesseite gefördert werden, wertet er im KURIER-Gespräch als „wichtiges Signal“. Denn bei der Beratung sieht Antonu viel Aufholbedarf. „Einer der größten Fehler, den man machen kann, ist zu spät mit der Nachfolgesuche zu beginnen“, sagt der Experte.
Oft müsse ein Betrieb erst „übergabebereit“ gemacht werden und das brauche seine Zeit. Hier beginnt die Arbeit der „Nachfolge Agentur“. „Oft gibt es Schwierigkeiten im Betrieb, die man angehen sollte, bevor man übergibt. Auch, um dann nicht den Druck beim Verkaufspreis zu haben.
Ein, zwei Jahre vor der Übergabe sollte man sich das Unternehmen anschauen und herausfinden, ob es Baustellen gibt“, erklärt Antonu. Was ihn von anderen Beratern unterscheide, sei, dass seine Agentur auch gezielt auf mögliche Interessenten zugehe, sobald die jeweilige Firma bereit für einen Nachfolger ist. So komme er auf eine Erfolgsquote von 75 Prozent. Acht bis zehn Unternehmen betreut die Neusiedler Agentur gleichzeitig.
Best-Practice-Beispiel
Dem KURIER verrät Helmuth Antonu ein Beispiel einer Betriebsübernahme, wie sie vor Kurzem geglückt ist: Ein Kunststoffproduktionsbetrieb mit 35 Mitarbeitern und fünf Millionen Euro jährlichem Umsatz hatte ein Sanierungsverfahren hinter sich und war 45 Jahre lang im Besitz des Eigentümers – dessen Kinder andere Karrierewege eingeschlagen haben. Die Firma konnte an einen externen Käufer vermittelt werden, der den Betrieb nun erfolgreich weiterführt.
Beratungskosten werden gefördert
200 Betriebsübernahmen werden im Burgenland in einem durchschnittlichen Jahr abgewickelt. Geht es nach Wirtschaftslandesrat Leonhard Schneemann (SPÖ), dann könnte diese Zahl gerne höher sein. Da viele Unternehmerinnen und Unternehmer in den kommenden Jahren die Pension antreten werden, drohe die Zahl der KMU im Burgenland massiv zu sinken, warnt der Landesrat.
Daher wurde über die Wirtschaftsagentur Burgenland eine neue Förderlinie auf Schiene gebracht. Wer plant, eine burgenländische Firma zu übernehmen, kann sich 80 Prozent der anfallenden Beratungskosten (bis maximal 3.000 Euro) vom Land bezahlen lassen.
Zeitlich begrenzt
Wer einen Antrag stellen möchte, sollte das lieber bald tun: Laut Schneemann handelt es sich um eine „zeitlich und damit budgetär begrenzte Sonderförderungsaktion. Sie ermöglicht einen reibungslosen Übergang und erleichtert den Einstieg in die Selbstständigkeit.“