Lindgraben: Zeitreise durch 450 Jahre Geschichte
Etwa 240 Bewohner zählt Lindgraben. Wer glaubt, über den Ort gäbe es nicht viel zu erzählen, wird eines Besseren belehrt. Morgen, Freitag und am Samstag wird das 450-jährige Jubiläum gefeiert, denn 1572 gab es die erste urkundliche Erwähnung. Dabei gibt es auch viel Interessantes über die Geschichte des Ortes zu erfahren. Organisiert wird der Festreigen vom früheren Landtagsabgeordneten Werner Gradwohl, Ortsvorsteher Konrad Gradwohl sowie einem Fest-Komitee.
Mit der Geschichte des Ortes hat sich Martina Gradwohl, frühere AHS-Professorin, beschäftigt und darüber auch eine Festschrift verfasst, die am Freitag (18 Uhr) im Gemeindezentrum präsentiert wird.
Spielkarten in der Mühle erzeugt
„Es gibt eine Gegebenheit, die ist einzigartig“, schildert die Historikerin. In Lindgraben gab es zwei Mühlen, eine davon – die „Reitgrubermühle“, auch „Karrttnmill“ genannt – wurde 1744 zum ersten Mal erwähnt. In der Mühle wurden Spielkarten hergestellt. „Das war ein einzigartiges Unternehmen, von dem es im burgenländisch-westungarischen Raum kein zweites gab.“ Verkauft wurden die Spielkarten u. a. an adelige Gesellschaften und an Geistliche.
Die Sachertorten-Box
Hergestellt wurden in Lindgraben Ende der 1960er- und Anfang der 1970er-Jahre auch jene Holzschachteln, die der Verpackung der weltweit berühmten Wiener Sachertorte dienten.
Zusammenlegung der Gemeinden
1971 wurde Lindgraben mit Oberpetersdorf und Kobersdorf zur Großgemeinde zusammengelegt. Besonders stolz ist Ortsvorsteher Konrad Gradwohl auf die Eigeninitiative des Ortes bei der Schaffung der Infrastruktur und der Errichtung eines eigenen Gemeindezentrums vor 20 Jahren. Auch mit der Fernwärme sei Lindraben vor mehr als einem Vierteljahrhundert einen eigenen Weg gegangen. Ziel sei es nun, junge Leute im Ort anzusiedeln, dafür wurden zehn Hausplätze geschaffen.
Freitag, 19. August:
17 Uhr: Treffen beim Platz „Peta Hüttn“ Weggabelung Waldweg
Gemeinsamer Chor unter der Leitung von Karin Reißner
Segnung des Ökumenischen Kreuzes
18 Uhr:Gemeindezentrum
Vorstellung der Festschrift „450 Jahre Lindgraben“ im Gemeindezentrum und Video „Über Lindgraben“
(Die Ortschonik ist auch unter 0664/201 54 15 zu bestellen)
19 Uhr: Präsentation „Festweine“
Blaufränkisch „Raidinger“ Classic 2019 - Weingut Wolf, Raiding
Grüner Veltliner „Langenlois“ 2021 bio – Weingut Weszeli, Langenlois
Samstag, 20. August
Fest vor dem Gemeindezentrum
12 Uhr: Möglichkeit zum Mittagessen
13 Uhr: Platzkonzert mit der „Mingerlmusi“ Markt St. Martin
14 Uhr: Festprogramm
Gemeinsamer Chor; Ökumenischer Andacht, Festansprachen, Landeshymne und Vortegen des „Lindgrabnerliedes“
Beim Dorffeste der Vereine gibt es ein Kinderprogramm mit Feuerwehr Spritzen, Alpakas, Hüpfburg und Traktorfahrten
Eigenes Lied zum Jubiläum
Bei der zweitägigen Feier erwartet die Besucher einiges: Zu sehen sind „Dorfbilder“ an bestimmten Plätzen, gibt Werner Gradwohl einen Vorgeschmack. So werden etwa historische Bilder im Ort aufgestellt.
Die Aufstellung eines Ökumenischen Kreuzes - im Dorf leben sowohl katholische als auch evangelische Christen - soll kommende Generationen an das Jubiläum erinnern.
Um der zweitägigen Feier einen festlichen Rahmen zu verleihen, wurde ein Chor ins Leben gerufen und das „Lindgrabener Lied“ geschrieben.
Besuch aus den USA
Ihren Besuch haben auch „ehemalige Lindgrabener“ angekündigt, darunter Sonja Eddings-Brown, die aus den USA anreist. Es ist eine besondere Geschichte, die sie mit dem Dorf verbindet. Ihre Mutter Josefine, geborene Kreiner, war bei der Unternehmerfamilie Mautner Markhof in Wien beschäftigt. Dort lernte sie einen amerikanischen Soldaten kennen. Eine Stunde lang unterhielten sich die beiden in einem Café - eine eindrucksvolle Begegenung, die beider Leben prägte.
Zunächst brach der Kontakt ab – Josefines Mutter und Schwester hatten Briefe des jungen Mannes verschwinden lassen. Doch der blieb hartnäckig: Der junge Amerikaner wurde persönlich bei Unternehmer Mautner Markhof vorstellig und erkundigte sich nach „Peppi“. Schließlich fand das Paar dank der Mithilfe Mautner Markhofs - er reiste auf der Suche nach Josefine Kreiner persönlich nach Unterfraunhaid - zusammen. Das Paar heiratete und lebten in den USA.
Tochter Sonja Eddings-Brown kommt jetzt, am Wochenende, in die alte Heimat ihrer Mutter zurück.