Doskozil investiert Erträge aus grüner Energie in neues Krankenhaus
Von Michael Pekovics
Wenn dieser Tage Österreichs größter Photovoltaik-Park (PV) in Nickelsdorf in Betrieb geht, dann werden Teile der künftigen Erträge in die Finanzierung der neuen Klinik in Gols fließen. Wie das funktioniert, erklärte Landeshauptmann Hans Peter Doskozil am Donnerstag bei einem Medientermin.
Das Burgenland übernimmt mit 51 Prozent mehrheitlich ein Tochterunternehmen der Burgenland Energie, das Windkraft- und Photovoltaikprojekte in einer Größenordnung von 2.000 Megawatt Leistung in der Pipeline hat.
Der daraus erwirtschaftete Gewinn wird in den Spitalsbau fließen.
In der Tochtergesellschaft sind vorerst rund 45 Windkraft- und PV-Projekte mit einem Volumen von circa 650 Millionen Euro geplant. Das Land stellt dafür mit 65 Millionen Euro ebenso wie die Burgenland Energie zehn Prozent Eigenkapital zur Verfügung. Diese Investition soll durch die Dividenden, die das Unternehmen ausschüttet, abgedeckt sein, erläuterte Doskozil gemeinsam mit Franz Öller, Geschäftsführer der Gesundheit Burgenland, und Stephan Sharma, Vorstandsvorsitzender der Burgenland Energie.
Spitalsfinanzierung ohne Darlehen
Ein zusätzliches Darlehen müsse dafür nicht aufgenommen werden. In weiterer Folge werde das Land seinen 51-prozentigen Anteil nach einer entsprechenden Wertsteigerung wieder an die Burgenland Energie verkaufen und mit dem Geld den Bau des Krankenhauses in Gols finanzieren.
"Burgenland Energie hat in den vergangenen beiden Jahren österreichweit die größte Projektpipeline im Wind- und PV-Bereich im Umfang von rund 2.000 Megawatt aufgebaut", berichtete Sharma. Alle Projekte befinden sich im Burgenland. Einige dieser Projekte sind bereits in Betrieb, wie Schattendorf (PV), Nickelsdorf Nord und Nickelsdorf Süd (PV). Weitere Projekte sind im Bau, wie Tadten-Wallern, das größte europäische Agri-PV-Projekt, Güssing, Deutschkreutz, Pama und das österreichweit mit Abstand größte Windprojekt Neusiedl-Weiden.
Die geplanten Projekte haben bereits großes Interesse internationaler Investoren geweckt. Europäische Banken wie die Europäische Investitionsbank und bedeutende österreichische sowie europäische Finanzinstitutionen planen, die Hälfte der Investitionen bereitzustellen.
Die Projekte im Bereich der Erneuerbaren Energie werden ohne Haftungen des Landes realisiert, sagte Stephan Sharma, Vorstandsvorsitzender der Burgenland Energie. Zusätzlich soll Geld von Raiffeisen, Erste Bank, UniCredit, der Landesbank Baden-Württemberg und einem österreichisch-europäischen Versicherungskonsortium kommen.
Zwei Fliegen mit einer Klappe
Die Finanzierung ist als Projektfinanzierung strukturiert – das heißt, die Banken nehmen das Risiko ohne Rückgriff auf die Eigentümer. Das unterstreiche das Vertrauen der Banken und die Sicherheit der Projekte, sagte Sharma. Weder Land noch Burgenland Energie müssten neue Darlehen aufnehmen. Mit den Windkraft- und PV-Projekten mit 2.000 Megawatt Leistung soll es gelingen, das Burgenland bis 2030 energieautark zu machen. Man wolle sich damit auch aus der Abhängigkeit von russischem Gas lösen.
Doskozil sieht in der Konstruktion die Möglichkeit, zwei Herausforderungen gleichzeitig anzugehen: Zum einen soll der Ausbau der Sonnen- und Windenergie das Land in Richtung Klimaneutralität und Energieunabhängigkeit bringen, zum anderen werde dadurch die Gesundheitsversorgung im Nordburgenland sichergestellt. Beim Spital in Gols rechnet der Landeshauptmann mit Kosten im dreistelligen Millionenbereich.
"Alle österreichischen Großbanken und die Europäische Investitionsbank ziehen an einem Strang, um die Energiewende zu schaffen. Das hat es bisher in dieser Form noch nicht gegeben. Und es zeigt damit den Maßstab des Projekts", unterstrich Doskozil. "Wenn wir wirtschaftlich erfolgreich sind, dann müssen Menschen, die eine hochwertige Krankenversorgung und ein Krankenhaus brauchen, die großen Gewinner sein", betonte der Landeshauptmann.
Es sei schon in Oberwart gelungen, eine Klinik zu errichten, die ab dem Tag der Eröffnung abbezahlt ist. "Durch den Rückgriff auf Erträge aus sauberer Energie werden wir es auch bei der neuen Klinik in Gols schaffen, ein Spital ohne Neuverschuldung oder Kredit- und Leasing-Varianten zu finanzieren", so Doskozil.
Gols: Architektur-Wettbewerb ist in Vorbereitung
Derweil laufen die Planungen für den Neubau auf Hochtouren. Der zweistufige Architektur-Wettbewerb mit der Präqualifikation im Sommer und der Auswahl des Generalplaners ab Herbst befindet sich in Vorbereitung. Das Projektteam – unter der Leitung von Christian Hofstädter – schreibt derzeit die rechtlichen Dienstleistungen für den Wettbewerb aus.
Eine seriöse Kostenschätzung sei erst möglich, wenn die Zielplanung abgeschlossen und ein Generalplaner-Konzept ausgewählt wurde, sagt dazu Franz Öller, kaufmännischer Geschäftsführer der Gesundheit Burgenland. Diese befinde sich im Abschluss. Darin werden alle künftigen Funktionen der Klinik sowie die dafür benötigten Räume final festgelegt.
Geplante Abteilungen der Klinik Gols
- Innere Medizin
- Orthopädie und Traumatologie
- Anästhesie und Intensivmedizin,
- Urologie
- Chirurgie
- Radiologie
Die Klinik Gols soll Teil eines neuen Gesundheitscampus für den gesamten Bezirk und darüber hinaus werden. Am Standort sollen ein der Klinik vorgelagertes Ambulatorium, unter anderem für Facharztstellen in Kinder und Jugendheilkunde, ein Betriebskindergarten sowie Dienstwohnungen entstehen.
Neues Angebot für Gemeinden
Neue Projekte im Bereich der Energieunabhängigkeit sind jedenfalls schon in der Pipeline. "Mit dem Ausbau der erneuerbaren Energien sichern wir die Energieversorgung und machen uns unabhängig. Die Preisunabhängigkeit schaffen wir dadurch, dass diese Projekte immer Teil einer erneuerbaren Energiegemeinschaft sein werden und die Menschen immer direkt in den Gemeinden vom produzierten Wind- und Sonnenstrom profitieren", kündigte Doskozil für September ein "konkretes Angebot für jede Gemeinde an, sich energieunabhängig zu machen und damit jedem Gemeindebürger Sicherheit und Preissicherheit bei der Stromversorgung und bei der Wärmeversorgung bieten zu können".