Hilfe für pflegende Angehörige
Von Roland Pittner
Seit sieben Jahren pflegt Maria G. (ihr Name ist der Redaktion bekannt) ihre krebskranke Mutter. „Ein Fulltime-Job“, wie die Südburgenländerin erklärt. Trotzdem ist sie auch noch einige Stunden pro Woche in einem Betrieb beschäftigt. „Oft ist es nicht möglich, die Pflege eines Angehörigen zu übernehmen und berufstätig zu bleiben“, weiß Katharina Brodnig. Sie arbeitet bei „Aufbruch Güssing“ und berät Frauen, die Angehörige pflegen.
Im Jänner hat die Firma „Die Berater“ den Auftrag des Landes erhalten, die Einrichtung im Technologiezentrum Güssing zu führen. Durch den Lockdown verzögerte sich der Start, doch jetzt gibt es schon mehr als 20 Frauen, die sich hier Unterstützung holen. Die Mitarbeiter bieten Informationen zur Vereinbarkeit von Beruf und Pflege, zeigen aber auch Möglichkeiten zur Entlastung der Frauen auf. „Wir fahren zu den Pflegenden nach Hause, weil viele überhaupt nicht von ihren Angehörigen weg können“, weiß Brodnig.
Anstellungsmodell
Für Maria G. hat Brodnig das Anstellungsmodell des Landes beantragt. Denn ihr geht es wie etwa 400 bis 600 anderen Burgenländern, die ihre Angehörigen zu Hause pflegen, vielfach ohne jegliche professionelle Begleitung. Durch die Anstellung erhalten die Angehörigen Sozialversicherungsleistungen und bis zu 1.700 Euro netto im Monat, ein österreichweit einzigartiges Modell. „Die Berater haben mir sehr geholfen, ich hätte diese Schritte nicht allein durchgezogen“, sagt G.
Sie konnte zum Glück ihren Job behalten. Viele pflegende Angehörige haben aber keine Anstellung, und wenn die Pflege vorbei ist, ist es schwierig, einen Job zu finden. „Wir helfen den Frauen, ihre Situation von allen Seiten zu beurteilen. Es muss gut überlegt sein, ob man die Pflege von Angehörigen übernimmt“, sagt Magdalena Drexler, Bereichsleiterin der Berater für Ostösterreich.
Vor allem im Südburgenland und in der jetzigen Situation sei es für Frauen schwierig, den Wiedereinstieg ins Berufsleben zu schaffen. In Einzelgesprächen gibt es Kompetenzanalysen und es werden Möglichkeiten zur beruflichen Neuorientierung nach der Pflege durchgegangen. „Für viele könnte die Pflege auch zum Beruf werden, die praktische Seite haben sie ja schon kennengelernt, eine Ausbildung in diese Richtung bietet sich an“, meint Drexler.
Ansprechpartner
Oft fehlen den pflegenden Angehörigen aber auch Ansprechpartner. „In meinem Umfeld kann ich über meine Situation mit kaum jemanden sprechen. Es gibt zwar sehr viele Pflegende, aber die sind sehr eingespannt“, weiß Maria G. Deshalb organisieren die Beraterinnen von „Aufbruch Güssing“ jeden Mittwoch ein „Jour Fix“, wo sich die Frauen austauschen können. „Auch sonst wollen wir die Frauen stärken und bieten Workshops und Vorträge zu unterschiedlichen Themen an“, sagt Brodnig.