Chronik/Burgenland

Finaler Schlusspfiff für den SC Ritzing

Fast auf den Tag genau zehn Jahre nach der letzten Insolvenzeröffnung über den SC Ritzing wurde am vergangenen Montag, 29. Juli, beim Landesgericht Eisenstadt ein Konkursverfahren gegen den Fußballverein angemeldet (Aktenzeichen 26 S 110/24i). "Der Konkurs ist geringfügig", heißt es dort.

Und doch ist die Situation eine ganz andere: 2014 stand der Fußballklub an der Spitze der Regionalliga Ost, der Sanierungsplan wurde angenommen und der Klub feierte danach mit dem Meistertitel in der RLO den größten Erfolg seit der Vereinsgründung 1963.

Anders 2024: Der SC Ritzing hat den Spielbetrieb schon vor Monaten eingestellt, nun steht der Verein vor der Liquidation.

"Leider", bedauert Harald Reiszner, der die ganze zweite Halbzeit in der 61-jährigen Vereinsgeschichte das Um und Auf des Klubs war. Mitte der Vorwoche endete die Funktionsperiode des aktuellen Vereinsvorstands, für Obmann Reiszner (62) und die anderen Vorstandsmitglieder fanden sich keine Nachfolger.

Das dürfte auch daran liegen, dass es noch offene Verbindlichkeiten des Vereins gibt. Über deren Höhe gibt es unterschiedliche Angaben. 

Reiszner spricht gegenüber dem KURIER von rund "10.000 Euro", die Finanzamt und Gemeinde in Summe geltend machen würden. Die Summe wollte der Verein aus Transfererlösen für abgewanderte Spieler begleichen, um schuldenfrei zu sein. 

Aber der Burgenländische Fußballverband (BFV) habe die Spieler freigegeben, die Erlöse für den Verein seien ausgeblieben. Der BFV sieht seine Hände gebunden, denn das ÖFB-Regulativ schreibe genau diese Vorgangsweise vor. 

Laut Gläubigerschutzverband Creditreform haben aber auch frühere Spieler und Trainer insgesamt zehn Klagen gegen den Verein eingebracht. Es werden Beträge zwischen 1.400 und 14.000 Euro eingeklagt. 

Für Reiszner hingegen entbehren diese Forderungen jeglicher Grundlage. 

Masseverwalter ist Rechtsanwalt Adalbert Hausmann, die erste Tagsatzung am Landesgericht Eisenstadt ist für 21. Oktober um 10 Uhr anberaumt - und soll nicht länger als zehn Minuten dauern.

Als der SC Ritzing, zuletzt Landesligist, vor Beginn der heurigen Frühjahrssaison den Spielbetrieb eingestellt hat, wurde eine Fortsetzung der Nachwuchsarbeit angekündigt. Aber die Gemeinde unter dem roten Bürgermeister Jochen Müllner habe den Jugendförderungsbeitrag von 3.500 Euro im Jahr gestrichen, bedauert Reiszner. 

Er habe den Betrag zwei Mal aus eigener Tasche bezahlt, sagt Reiszner, aber irgendwann sei Schluss. Müllner war für den KURIER am Dienstag nicht erreichbar.

Nicht realisiert wurde auch eine angedachte Zusammenarbeit im Erwachsenenfußball mit dem benachbarten SV Lackenbach: "Wir bleiben eigenständig", sagt Lackenbach-Obmann Stefan Horvath. Fünf frühere Ritzing-Spieler seien nun beim SV Lackenbach.

Die Spielstätte des SC Ritzing ist von all den Kalamitäten nicht betroffen. Das Sportzentrum in der 930-Einwohnergemeinde samt Fußballstadion und Hallen für Kegeln, Tennis und andere Sportarten gehört zu Reiszners Invictus GmbH. Mit der Geschäftsentwicklung dieses Vinea Resorts "sind wir nicht unzufrieden", so Reiszner. 

Das Resort sei "schuldenfrei" und mit Trainingslagern ganz gut ausgelastet. Und in der Fußballarena mit Platz für 6.000 Besucher sollen immer wieder Spiele von österreichischen Nachwuchsnationalteams stattfinden, bleibt Reiszner Optimist. 

Invictus heißt ja auch "unbesiegbar".